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Wien/Augarten 2013 © Susanne
Breuss
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An diesem verschneiten Wochenende im Wiener Augarten gefunden: Ganze Heerscharen von Schneemännern, in allen Größen und Formen (darunter auch einige Frauen, weiters scheinen Iglus gerade in Mode zu sein).
Und natürlich hat auch diese Figur aus dem einzigen Baumaterial, das vom Himmel fällt, eine Geschichte:
Der Schneemann ist ein vergängliches Phänomen, denn die Lebensdauer des Originals ist auf schneereiche Wintertage begrenzt. Der kalte Geselle hat jedoch aus kulturgeschichtlicher Perspektive eine spannende Motiventwicklung, die sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen lässt – auch wenn offen bleiben muss, seit wann aus Schnee Figuren geformt werden. Denn an dieser winterlichen Randerscheinung lassen sich gesellschaftliche Veränderungen ablesen: im Verhältnis zur Jahreszeit, in pädagogischen Zielsetzungen sowie im Konsumverhalten.
In der Zeit des Biedermeier beginnt zeitgleich mit der Entdeckung der Kindheit die Erfolgsgeschichte des Schneemanns. Als Symbol für die kalte Jahreszeit wacht er in vielen Kinderbuchillustrationen über winterliche Freizeitvergnügungen wie Schlittenfahren und Schlittschuhlaufen. Zunächst eher als grimmiger Torwärter gestaltet, entwickelt er sich mehr und mehr zum kugeligen Spielkameraden der Kinder, den diese voller Elan aufbauen, aber auch in Schneeballschlachten wieder zerstören.
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert beginnt seine zweite, äußerst vielseitige Karriere. Als jahreszeitlicher Bote überbringt der Schneemann Glückwünsche auf Weihnachts- und Neujahrskarten, als sympathischer Werbeträger verspricht er, je nach Produkt, Frische oder körperliches Wohlbefinden, und als Spielfigur erfreut er das Kinderherz. Vor allem entfaltet er nun seine Qualitäten als winterliche Dekorationsfigur. Mit der runden weißen Form eignet er sich als stilvoller Christbaumschmuck ebenso wie als naiv-lustige Kitschfigur. In der bunt-glitzernden Konsumwelt wird der Schneemann heute in allen möglichen Formen und Materialien vermarktet: als Seife, Kuscheltier, Kerze, Krawatte, Serviettenring, Leuchtfigur, Telefonkarte und sogar als Strandlaken.
Text: Heimatmuseum Reutlingen
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Wien/Augarten 2013 © Susanne Breuss |
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Wien/Augarten 2013 © Susanne Breuss |
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