"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Sonntag, 29. September 2013

ANSICHTSSACHE NR. 39: Ein Männer-Ding


© Susanne Breuss, 2013



Was bin ich?

Ich bin Bestandteil einiger alter Bauernhäuser. 
Ich befördere etwas von den Schlafkammern nach draußen.
Ich bot meinen ausschließlich männlichen Benutzern Erleichterung.
Meine Benutzer ersparten sich nachts lange Wege in der Kälte.

Mit diesen Worten stellt sich das durch einen Rahmen hervorgehobene Objekt des Monats August im Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde in Dietenheim bei Bruneck im Pustertal vor - es handelt sich um einen Beitrag für das Jahresprojekt "1000+1 Dinge erzählen Geschichte", in dessen Rahmen die Südtiroler Museen besondere Objekt-Geschichten präsentieren.

Des Rätsels Lösung: Bei dem unscheinbaren, aber recht praktischen Objekt handelt es sich um eine "Prunz(n)ueschile". Diese kleine, nach außen hin leicht abfallende Holzrinne ("Brunzrinne"), die aus den Bubenkammern der Bauernhäuser direkt ins Freie führte, diente den männlichen Hausbewohnern zur nächtlichen Harnentleerung direkt vom Schlafzimmer aus. Die Frauen mussten einen Nachttopf verwenden, wollten sie nicht das außerhalb des Hauses liegende Plumpsklo aufsuchen.


Freitag, 27. September 2013

Freitag, 20. September 2013

SCHREIBSACHE NR. 2: Texte zum Thema Grillen gesucht



Wer sich wissenschaftlich mit dem sommerlichen Alltagsphänomen Grillen beschäftigt, hat nun Gelegenheit, die gewonnenen Erkenntnisse in einem vom Institut für Theoriekultur geplanten Sammelband zu diesem Thema zu publizieren.


Donnerstag, 19. September 2013

ANSICHTSSACHE NR. 38: Wiener Melange



© Julia Scharinger (Quelle: http://blog.mindkitchen.info/)


Ankündigungstext:


“Wiener Melange” ist ein „work-in-progress“ über das Leben in einer multikulturellen Nachbarschaft von Julia Scharinger
Im bunten, lebendigen Umfeld ihres Designstudios „mindkitchen“ – dem 2. und 20. Wiener Gemeindebezirk, wo Wien ein bisschen New York ist – betätigt sich die Grafikerin und Illustratorin Julia Scharinger-Schöttel als Beobachterin, Sammlerin, Erzählerin und Kommunikatorin. Mit Stift, Pinsel, Scanner und Computer dokumentiert sie ihre Nachbarschaft, den Mikrokosmos zwischen Mexikoplatz und Millenium City, in Form des Blogs „mindkitchen & nachbarn“.
Aus interessanten Gesichtern, anregenden Lebensgeschichten, schrägen Bildern oder auch einfach nur Momentaufnahmen entstehen farbintensive Werke, die sich gleich einem Puzzle allmählich zu einer lebenden Landkarte verdichten. Inspiration ist der Sonntagseinkauf von ofenfrischem Fladenbrot beim Türken ebenso wie das Stöbern in den Regalen des russischen Greißlers, das duftende Reisgericht der iranischen Nachbarin oder das Plaudern mit den glitzernd-gewandeten Romafrauen im Park.
Die Kunst fungiert als Mittlerin – sowohl für die Künstlerin selbst zur Kontaktaufnahme mit den Portraitierten wie auch für den Betrachter. Sie öffnet den Blick für die liebenswerten, poetischen, charmanten, spannenden, manchmal auch kuriosen Details, die das Leben in dieser Nachbarschaft bereithält.
Der visuelle Spaziergang durch die Bilderserie soll Lust machen, selbst zur Forscherin zu werden, Berührungsängste zu überwinden, die vertraute Umgebung einmal neu zu bewerten, Grenzen durch Neugier zu überwinden, vielleicht zu entdecken, welche überraschenden Geschichten der alte jüdische Schuster oder die nette chinesische Dame aus dem 1-Euro-Shop zu erzählen haben ...
Es lebe das Anderssein, denn fremd sind wir uns manchmal auch selbst – oder?



Vernissage „Wiener Melange“
19. September 2013, 19.00 Uhr
Eröffnung: Sabine Sölkner, Frauenhetz
Ort: Frauenhetz. Ein Ort für Frauen. Untere Weißgerberstr. 41 1030 Wien
ein Projekt im Rahmen von "wien lebt - vielfalt statt einfalt"
finanziert vom Verein Stadtimpuls aus den Mitteln der Stadt Wien



Dienstag, 17. September 2013

FORSCHUNGSSACHE NR. 7: Illustrierte und visuelle Kultur



Im Juli 2013 fand in Erfurt eine Tagung zum Thema "Deutsche illustrierte Magazine - Journalismus und visuelle Kultur in der Weimarer Republik" statt - auf hsozkult gibt es nun einen Tagungsbericht von Louisa Reichstetter und Verena Zeiner dazu.


Freitag, 13. September 2013

FOTOSACHE NR. 20: Ungebührliches Verhalten vor der Kamera



© Archiv Susanne Breuss


Das Verhalten vor der Kamera war immer bestimmten historisch sich ändernden Regeln und Normen unterworfen. Die Amateurfotografie war lange durch das Streben nach einer „schönen Ähnlichkeit“ mit sich selbst geprägt. Technisch perfekt konnten und wollten diese Bilder nicht sein, doch das eigene Ansehen sollten sie nicht beschädigen. Für die bildliche Überlieferung der eigenen Person setzte man sich möglichst vorteilhaft in Szene. Anleitungen dazu lieferten nicht nur Foto-, sondern auch Benimm- und Schönheitsratgeber. „Wie benehme ich mich vor der Kamera“ – eine Frage, die vor allem in jenen Zeiten, in denen das Fotografieren noch teuer war, nicht zuletzt deshalb Relevanz hatte, weil man Ausschuss in Form unvorteilhafter Bilder schon aus finanziellen Gründen möglichst zu vermeiden trachtete.

Ein in den 1960er Jahren erschienenes Damen-Brevier widmete sich diesem Thema speziell im Hinblick auf das weibliche Verhalten vor der Kamera. Hier konnte die Leserin zum Beispiel erfahren, dass es günstiger ist, wenn die Kamera sie von unten erfasst, da eine Aufnahme von oben immer eine Verkürzung zur Folge hat. Es wurde empfohlen, am besten gerade zu stehen, die Zehen etwas nach außen gedreht, ein Bein vorgestellt und den Körper etwas seitwärts gewendet, sodass die Kamera eine Dreiviertelansicht erwischt. Nicht platt wie ein „Spiegelei in der Pfanne“ daliegen, lautete die Anweisung für Aufnahmen am Strand oder an Deck eines Bootes. In so einer Situation sei es kleidsam, sich etwas aufzurichten und Ellbogen und Hüfte aufzustützen. Für jene, die nicht wissen, was sie mit ihren Händen anfangen sollen, gab es den Rat, sie lieber auf dem Rücken zu halten, anstatt leicht gekreuzt auf dem Schoß, einer etwas steif wirkenden Manier. Schließlich ging es auch noch um den strengen retrospektiven Blick: „Ein Familienalbum ist eine sehr schöne Einrichtung, es kann manchmal aber auch eine Quelle von Verlegenheit sein. Lassen Sie sich von mir raten, es etwa alle zehn Jahre zu überprüfen.“

Was wir auf der hier abgebildeten Fotografie aus den 1930er Jahren sehen, entspricht derartigen Ratschlägen für vorteilhafte Fotografierposen ganz und gar nicht. Die „lange Nase“ kann allerdings als eine Reaktion auf eben solche Regeln interpretiert werden. Nicht jeder will diese brav befolgen und macht daher just das Gegenteil. Und, was möglicherweise noch ausschlaggebender ist, sie überspielt die Befangenheit und Peinlichkeit, die sich im Moment der Aufnahme häufig einstellt. Faxen dieser Art vermögen eine Situation, die viele als verkrampft, ja sogar als bedrohlich empfinden, aufzulockern. Zum Lachen ist das allemal – am wenigsten vermutlich für die bemühten Fotografen, die sich durch solch unziemliches Verhalten gerne in ihrer Fotografenehre verletzt fühlen.


Dieser Text erschien in einer etwas gekürzten Variante erstmals als:
 

Susanne Breuss: Die vorteilhafte Pose (= Fotoglosse schwarz & weiß). In: Wiener Zeitung Extra, 6.9.2008. S. 2.

Dienstag, 10. September 2013

TERMINSACHE NR. 42: The Material Sides of Marriage



In Rom findet vom 21. bis 23 November 2013 eine Tagung zum Thema "The Material Side of Marriage. Female Goods and Women's Economic Role in the Domestic Sphere in Greek, Roman and Byzantine Times".
 

Nähere Infos, Programm etc. gibt es: hier.


Freitag, 6. September 2013

TERMINSACHE NR 41: Dinge des Wissens


Am 19. Oktober 2013 findet in Köln eine Tagung zum Thema "Die Dinge des Wissens und ihre Räume, 1750-2000. Europäische und außereuropäische Perspektiven" statt.

Nähere Infos und Programm auf hsozkult.


Donnerstag, 5. September 2013

TERMINSACHE NR. 40: Materialisierung von Kultur Tagung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde



Der 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde ist heuer dem Thema "Materialisierung von Kultur. Diskurse, Dinge, Praktiken" gewidmet und findet vom 26. bis 28. September 2013 in Nürnberg statt. Einige Begrifflichkeiten aus dem sehr umfangreichen und thematisch heterogenen Programm: Vogelscheuchen, Mensch-Smartphone-Partnerschaften, Retrophänomene, Bauernhausmodelle, geringe Dinge des Alltags, Körper-Materie, Materialität der Natur, Sach-Wissen.

Nähere Infos, Programm etc. gibt es hier.



Mittwoch, 4. September 2013

FUNDSACHE NR. 30: Defensor III







Fundsache - damit ist eigentlich gemeint, dass ich etwas finde. Im Moment scheint es aber auch umgekehrt zu funktionieren: Eine Sache findet mich, und diese Sache ist der Defensor (vgl. Defensor I und Defensor II. ). Heute kurz einen Flohmarkt besucht und eine Illustrierte durchgeblättert, und schon drängt sich dieses mir bis vor kurzem unbekannte Gerät erneut in mein Blickfeld, dieses Mal aus einer Werbeanzeige von 1967.


Dienstag, 3. September 2013

FUNDSACHE NR. 29: Defensor II






Nachdem ich bis vor kurzem noch überhaupt nichts von der Existenz des "Defensors" wusste, sprang er mir ausgerechnet an jenem Tag, an dem ich den Beitrag von und über Sophie Gerber bearbeitete, aus dieser Werbeanzeige in einer zufällig durchgeblätterten Zeitung aus dem Jahr 1963 ins Auge...