"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Samstag, 30. Januar 2016

FOTOSACHE NR. 61: Hirsch als Prunkschlitten





Heute in meiner Fotoglosse im Extra der Wiener Zeitung: Eine Aufnahme aus dem frühen 20. Jahrhundert, die einen Prunkschlitten aus dem Besitz von Friedrich I. von Preußen (1657-1713) zeigt - ein Beispiel für luxuriöse Schlitten im Geist des Manierismus mit einem Korpus in Tierform.


Freitag, 29. Januar 2016

DRUCKSACHE NR. 51: Interieur und Bildtapete



Im Kontext der Gender Studies, Raum-Forschung, Material Studies und Interkulturalitätsforschung untersucht dieser Sammelband Formen der Wohnkultur um 1800:
Katharina Eck/Astrid Silvia Schönhagen (Hg.): Interieur und Bildtapete. Narrative des Wohnens um 1800, Bielefeld 2014 (Transcript).
Eine Besprechung des Bandes von Franziska Schößler gibt es jetzt auf hsozkult


ANSICHTSSACHE NR. 86: Ein Fotoalbum zur Bewahrung glücklicher Zeiten

Fotoalbum Glueckliche Zeiten
Fotoalbum "Glückliche Zeiten" © Sammlung Werkbundarchiv – Museum der Dinge
Foto: Armin Herrmann (Quelle)



Das Museum der Dinge in Berlin stellt auf seiner Website jeden Monat ein "Ding des Monats vor. Im Jänner 2016 handelt es sich um dieses hier:

Dieses Fotoalbum entstammt einer Zeit, in der noch jedes Foto mit Bedacht geschossen und feinsäuberlich zwischen Spinnenpapier und akkurater Beschriftung arrangiert wurde.
Ebenso bedächtig wurde mit geduldiger Hand der Schriftzug "Glückliche Zeiten" auf den Deckel des Albums aufgemalt.

Die darin enthaltenen Fotos zeigen Erinnerungen, die den Abgebildeten als Individuum mit Biografie konstituieren. Gleichzeitig sind die auf den Fotos erkennbaren Posen, Motive und Attribute oftmals hochgradig normiert.
Auch ist der Blick zurück meist gnädig – so erinnern die meisten Menschen eher die guten Zeiten.


Donnerstag, 28. Januar 2016

TERMINSACHE NR. 103: Kulturen des Reparierens und die Lebensdauer technischer Dinge (CFP)



Vom 19. bis 20. Jänner 1917 findet in Wuppertal am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschafts- und Technikforschung eine Tagung zum Thema "Kulturen des Reparierens und die Lebensdauer technischer Dinge" statt.

CFP:

Wartung und Reparatur sind Mittel, um die Funktionalität technischer Artefakte und Systeme aufrechtzuerhalten beziehungsweise wiederherzustellen. Beide Praktiken sind ökonomisch und kulturell relevante, aber strukturell unsichtbare Tätigkeiten (Susan Leigh Star). Sie rücken erst in den Blick, wenn man eine Perspektivverschiebung vornimmt: Es gilt, sich in „broken world thinking“ (Steven J. Jackson) zu üben und insgesamt stärker den Bereich der „technology-in-use“ (David Edgerton) zu fokussieren. Wartung und Reparatur leisten einen zentralen Beitrag, um die Lebensdauer von Technik sowie die Stabilität soziokultureller Formationen zu gewährleisten. Beide Praktiken können dabei geplante und wiederkehrende Momente im „Lebenszyklus“ technischer Artefakte und der Aufrechterhaltung soziotechnischer Infrastrukturen sein; oder sie greifen in ungeplanten Momenten, um Störungen verschiedenster Art zu beheben. Das Reparieren kann ferner dazu dienen, ein bereits ans „Lebensende“ gekommenes Produkt oder ein unbrauchbar gewordenes Ding wiederherzustellen und so dessen Lebensdauer zu verlängern. Die in solchen Interventionen mit dem Technischen zum Einsatz kommenden Tätigkeiten und Handwerke unterlagen ebenso einem historischen Wandel wie die Konstruktion der technischen Artefakte als leicht, kaum oder nicht mehr „reparierbar“. Insbesondere seit dem 20. Jahrhundert können Artefakte und Systeme nicht nur technisch verschleißen, sondern auch aus der Mode kommen und so ein vorzeitiges „Lebensende“ erreichen. Wartung und Reparatur, also das Erkennen, Bearbeiten und Beheben technischer Probleme und Schwachstellen, finden auf dem von Kevin Borg sogenannten „middle ground“ zwischen den Bereichen der Produktion und der Konsumtion statt. Während diese beiden Bereiche bereits vielfältiges Interesse in der Technikgeschichte, -soziologie und -anthropologie und Kulturwissenschaft gefunden haben, sind Wartung und Reparatur bislang wenig untersuchte Phasen im „Leben“ technischer Dinge und Infrastrukturen.
Der Workshop „Kulturen des Reparierens und die Lebensdauer technischer Dinge“ setzt hier an und möchte das Reparieren als soziale Praxis stärker in den Blick nehmen. Uns interessieren dabei gleichermaßen professionelle wie Amateurpraktiken, industrielle wie häusliche Settings, historische wie zeitgenössische Fallstudien. 
Wir schlagen zur Strukturierung des Workshops drei Themencluster vor:
1. Die Epistemologie des Reparierens: Hier stehen Fragen nach dem Reparaturwissen im Vordergrund. Generieren Praktiken des Reparierens spezielle Wissensbestände und Wissensformen? Sehen, hören, fühlen Reparateure anders als Designer, Produzenten und Konsumenten von Technik? Welche Skills erfordert das Reparieren, wie lernt man zu reparieren und wie kann man Reparieren lehren? Wie hängen Reparaturwissen, Hierarchien und Machtstrukturen zusammen? Und was bedeutet es für das technische Wissen, wenn reparierende Eingriffe in technische Artefakte durch Design mitgestaltet oder auch verhindert werden?
2. Die Akteure des Reparierens: Welche Akteure, Gruppen und Gemeinschaften sind in die Reparatur technischer Dinge involviert? Gibt es historisch unterschiedliche Kulturtechniken des Reparierens? Wie stabilisiert Reparaturarbeit soziotechnische Infrastrukturen? Inwiefern zeigen sich Störungen, Pannen und sonstige Unterbrechungen zugleich als Störungen zwischen Nutzern und Technik und damit nicht nur auf die Reparatur technischer Artefakte bezogen, sondern gleichermaßen auf die Reparatur der (gestörten) Beziehung zwischen Mensch und Technik? Ist Reparieren dann als eine spezifische Form der Mediation oder der Sorgearbeit zu verstehen und welche geschlechtlichen Differenzen lassen sich möglicherweise antreffen?
3. Die Politik der Reparatur: Wie hängen Nachhaltigkeit, Reparaturfreundlichkeit und die mögliche Lebensdauer technischer Artefakte zusammen? Welche Effekte generieren die strukturelle Unsichtbarkeit und führen damit zum niedrigen Sozialstatus des Reparierens? Welches emanzipatorische Potential steckt in Praktiken des Selbst-Reparierens, wie sie beispielsweise in Reparaturcafés aus- und eingeübt werden? Welchen Beitrag können Praktiken des Reparierens oder ein reparaturfreundliches Design zum Aufbau einer nachhaltigen Gesellschaft leisten? Inwiefern erfordert eine stärkere Anerkennung des Reparierens eine Revalorisierung von Dinglichkeit?
Wir erbitten Vorschläge für Vorträge (30 Minuten) bis zum 8. April 2016. Bitte senden Sie Ihren Abstract (max. 350 Wörter) sowie einen kurzen CV an: stefan.krebs@uni.lu
Den angenommenen TeilnehmerInnen können Reise- und Unterkunftskosten erstattet werden. Der Workshop selbst basiert auf zuvor zirkulierten Arbeitspapieren (10-15 Seiten), die bis zum 18. November 2016 einzureichen sind. Sie werden von den AutorInnen kurz präsentiert und dann gemeinsam diskutiert. Als Ergebnis ist eine interdisziplinäre, innovative Veröffentlichung zu den Kulturen des Reparierens geplant.
Am 19. Januar 2017 wird Daniela K. Rosner (University of Washington) im Rahmen des Workshops einen Abendvortrag halten.


Quelle 


Dienstag, 26. Januar 2016

Montag, 25. Januar 2016

TERMINSACHE NR. 102: Visual History



Vom 2. bis 4. März 2016 findet in Berlin eine Tagung zum Thema "Visual History. Konzepte, Forschungsfelder und Perspektiven" statt. Nähere Infos und das Tagungsprogramm gibt es auf hsozkult.



Montag, 18. Januar 2016

FOTOSACHE NR. 60: Trude Lukacsek fotografiert: Zum Beispiel Schaufenster



Noch einmal Trude Lukacsek: 2010 ist im Extra der Wiener Zeitung ein Beitrag von mir über ihre Fotos von alltäglicher materieller Kultur erschienen. In dem Beitrag geht es nicht nur, aber vor allem um ihr Interesse an Schaufenstern.
Den Artikel gibt es auf der Website der Wiener Zeitung.

Susanne Breuss: Die Faszination der Schaufenster. Die Wiener Fotografin Trude Lukacsek hat ein Faible für Auslagen und Alltagsgegenstände. In: Wiener Zeitung Extra, 13./14.11.2010. S. 3. 



Donnerstag, 14. Januar 2016

FOTOSACHE NR. 59: Ein Glückspilz für 2016






Wie schon in den vergangenen Jahren gibt es zum Jahresbeginn auch heuer wieder einen fotografierten Glücksbringer von Trude Lukacsek. Dieses Mal handelt es sich um eine Aufnahme aus Portoroz an der slowenischen Küste.
Hier geht es zur Website von Trude Lukacsek. 



Freitag, 8. Januar 2016

DRUCKSACHE NR. 50: Hausnummern (und andere Nummerierungen)



Ein schöner und willkommener Zufall, dass ich den ersten Beitrag im neuen Jahr, das die Nummer 2016 trägt, in Form einer DRUCKSACHE mit der "runden" Nummer 50 dem Thema Nummerierung widmen kann:

"Die Hausnummer. Eine Geschichte von Ordnung und Unordnung" von Anton Tantner, erschienen 2007 im Marburger Jonas Verlag und bereits vergriffen, ist nun Open Access im Institutional Repository der Universität Wien verfügbar: http://phaidra.univie.ac.at/o:422099 

Abstract:
Klein und unscheinbar hat sie sich an die Häuser festgemacht: Die Hausnummer. Sie scheint keine Geschichte zu haben, so selbstverständlich, so alltäglich ist sie für uns geworden; doch wie so oft ist ihre Herkunft in jenem Grenzgebiet von Militär, Fiskus und vormoderner "Policeywissenschaft" zu verorten, in jenem "Staub der Ereignisse", der bis vor kurzem nur selten Eingang in die Geschichtsbücher fand. Das vorliegende Buch zeichnet die Geschichte der Hausnummer von ihrer Einführung in vielen europäische Städten im 18. Jahrhundert über die Verbreitung der straßenweisen Orientierungsnummern im 19. Jahrhundert bis hin zur globalen Durchdringung im 21. Jahrhundert nach. Dabei werden auch die Widerstände gegen diese Adressierungs- und Kontrolltechnik beleuchtet, denn die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner waren keineswegs immer glücklich mit dem Umstand, dass ihren Häusern eine Nummer verpasst wurde. Illustriert wird der Band durch eine Vielzahl von Aufnahmen historischer Hausnummern.

Anton Tantner betreibt übrigens seit letztem Jahr neben seinem "alten" Blog  Adresscomptoir noch einen weiteren, der ausschließlich dem Thema Nummerierung. Materialien zur Geschichte einer unscheinbaren Kulturtechnik gewidmet ist - dort geht es nicht nur um Hausnummern, sondern auch um andere Nummerierungsformen, von der Garderobenummer über Wartenummern bis hin zur Nummerierung von Personen.