"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Dienstag, 30. Dezember 2014

ANSICHTSSACHE NR. 73: Notes of Berlin



AA Florastr_Pankow_Kerstin
Quelle

AA Reuterstr_NK_Julien-b
Quelle

Sprengelstr_Wedding_Marie
Quelle


"Notes of Berlin" ist laut Eigendarstellung ein Fotoblog, der sich als Hommage an all die Notizen versteht, die Berlin Tag für Tag im Stadtbild hinterlässt. Die oben gezeigten Fotos sind Beispiele aus den neuesten Beiträgen. Hier geht's zum Blog.









Sonntag, 28. Dezember 2014

ANSICHTSSACHE NR. 72: Wiener Schaufenster



 © Martin Frey



























In der Wienbibliothek im Rathaus ist nur noch bis 30. Dezember 2014 die Ausstellung "Vienna Windows - Auslage in Arbeit" mit Fotos von Martin Frey und Hanna Schimek zu sehen. Nähere Infos hier.
Obiges Foto zeigt eine Ausstellungs-Vitrine, gefüllt mit Dingen, die direkt aus einigen der fotografierten Auslagen stammen. 


Montag, 22. Dezember 2014

HÖRSACHE NR. 35: Geschenke


In der Sendereihe "Memo - Ideen, Mythen, Feste" auf Ö1 wird am Donnerstag, den 25. Dezember 2014 (19:05 Uhr) das Thema "Schenken - Tauschen - Spenden" behandelt. Die von Wolfgang Slapansky gestaltete Radiosendung gibt Einblicke in die Kulturgeschichte des Gebens und der Gaben. Im Hinblick auf die Frage, was historisch geschenkt wurde, sind auch einige Wortspenden von mir zu hören.  

Nähere Infos hier.


Samstag, 20. Dezember 2014

DRUCKSACHE NR. 38: Friederike Mayröckers Papierhaufen


Friederike Mayröcker wird heute 90 Jahre alt - aus diesem Anlass eine Passage aus einem Interview, das Iris Radisch zu ihrem 80. Geburtstag 2004 für Die Zeit mit ihr geführt hat:

IR: Befürchten Sie nicht, unter diesen ständig wachsenden Papierbergen selbst zu verschwinden?
FM: Nein, dazu sind sie mir zu vertraut, auch wenn ich nicht weiß, was in diesen Haufen ist.
IR: Alles wäre viel übersichtlicher, wenn Sie Hefte oder Ordner verwendet hätten.
FM: Nein, es mussten fliegende Blätter sein.

Das ganze Interview gibt es online hier.

 

ANSICHTSSACHE NR. 71: Baum oder nicht Baum


Bücherbaum in der Ausstellung „Baum-Zeit“ © ÖMV


Im Österreichischen Museum für Volkskunde (Gartenpalais Schönborn, Laudongasse 15-19, 1080 Wien) ist noch bis 15. Februar 2015 die Ausstellung "Baum-Zeit! Vor und nach dem Fest" zu sehen: Es geht um die Aufzucht, Verwendung und Nachnutzung von Weihnachtsbäumen (nähere Infos hier).
Kathrin Pallestrang, eine der Kuratorinnen der Ausstellung, erläutert für diesen Blog die Geschichte des Christbaums und der Ersatz-Christbäume: 

Ersatzbaum und Baumersatz zu Weihnachten

Das Weihnachtsfest ist seit der Verbreitung des Christbaumbrauchs im 19. Jahrhundert gedanklich untrennbar mit diesem verbunden. Der geschmückte Tannenbaum wurde zum dominanten Symbol für Weihnachten, genauer für die sentimentale Idealvorstellung vom Weihnachtsfest wie sie im Biedermeier erfunden und fixiert wurde. Weihnachten war in dieser Zeit im städtischen Bürgertum von einem kirchlich begangenen zu einem familiären Fest geworden, das darüber hinaus die Bestätigung der Kleinfamilie selbst zum Inhalt hat. Aus dem evangelischen Norden Europas, wo der geschmückte Nadelbaum als Versinnbildlichung des Lebensbaums im Paradies diente, wanderte der Brauch über großbürgerliche und adlige Familien in den katholischen Süden. Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 sowie die beiden Weltkriege trugen zur allgemeinen Verbreitung des Christbaums bei: In Lazaretten und Unterkünften standen Weihnachtsbäume, und die Soldaten brachten diese Idee nach Hause mit.
Der geschmückte Baum dominierte außerdem bald andere weihnachtliche Festelemente und die Druckgrafik; Lieder und Weihnachtsgeschichten, in deren Zentrum der Baum steht, trugen dazu bei, die Verknüpfung von Baum und Fest in alle sozialen Schichten zu verbreiten. Der Symbolgehalt der Tannenbaumform wurde dabei so stark, dass der lebende Baum durch einen künstlichen ersetzt werden konnte. Bereits im 19. Jahrhundert standen künstliche Christbäume in Verwendung. Die Ersatzbäume funktionieren fast genauso so gut wie echte. Noch dazu haben sie von vornherein Idealmaße, verlieren keine Nadeln, müssen nach dem Fest nicht entsorgt werden und sind preisgünstig, weil wiederverwendbar.
Im Internet finden sich zahlreiche Tipps, wie ein Baumersatz hergestellt werden kann. Häufig dienen dazu aufgestapelte Bücher. Leitern, Fotostative und andere Gestelle kommen zum Einsatz. Dennoch hat sich weder der Ersatzbaum noch der Baumersatz völlig durchgesetzt. Häufig sind es gerade die WeihnachtsskeptikerInnen, die einen Ersatz aufstellen, und sich so vom Fest distanzieren. Ein künstlicher Baum ist eben nicht echt, daher ist auch das Fest nicht echt bzw. nicht ernst gemeint. Und möglicherweise wollen viele WeihnachtsanhängerInnen wiederum gerade aus diesem Grund einen echten Baum. Die Lieder und Geschichten zur Weihnachtszeit beschreiben schließlich die Nadeln, die Rinde und vor allem den Tannenduft. 



Seifenspender in Weinachtsbaumform
Foto: Maximilian Pramatarov © ÖMV



Montag, 15. Dezember 2014

TERMINSACHE NR. 78: Dinge - Praktiken - Diskurse (CFP)



Am 13. und 14. November 2015 findet an der Universität Wien eine vom Institut für Europäische Ethnologie und dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte verantstaltete Tagung zum Thema "Treffpunkte: Dinge - Praktiken - Diskurse" statt:

Call for Papers
Treffpunkte: Dinge – Praktiken – Diskurse

Tagung, 13./14. November 2015, Universität Wien
Veranstalter: Franz X. Eder, Oliver Kühschelm, Klara Löffler, Brigitta
Schmidt-Lauber

Dinge lassen sich immer von mehreren Seiten betrachten. Dennoch nehmen
auch in den historischen Kulturwissenschaften Praxeologie und
Diskursforschung allzu oft nur eine Seite – entweder die der Praktiken
oder die der Diskurse – in den Blick. In beiden Fällen werden Dinge meist
bloß als Ansatzpunkt oder Ausdrucksmittel behandelt, angesiedelt am
unscharfen Rand des jeweiligen Fokus. Die geplante Tagung setzt sich zum
Ziel, die eingespielte Separierung von Ding-, Praxis- und Diskursanalyse
in Frage zu stellen und aufzubrechen. Sie will diskutieren, wie die
Befassung mit Dingen und ihren Materialitäten sowie diskursanalytische und
praxeologische Ansätze einander nicht nur befruchten, sondern vor allem
ergänzen können – mehr noch: unserer Ansicht nach ergänzen müssen.

Dinge verfügen über Präsenz, sind sperrig, belegen Platz, fordern
Aufmerksamkeit. Sie haben oder nehmen Anteil an Handlungen, ebenso stehen
oder stellen sie sich ihnen oft entgegen. Sie öffnen einen Raum des Denk-,
Sag- und Zeigbaren, wie dieser umgekehrt Handlungspotentiale von Dingen
konstituiert. Ihre Handlungsmacht, aber auch deren Grenzen erweisen sich
zudem in Praktiken, den routinisierten und habitualisierten Formen des
kollektiven und individuellen Handelns.
Praxeologische und diskursanalytische Modelle mittels einer angemessenen
Analyse des Dinglichen – und zu einer solchen – zusammenzuführen,
betrachten wir als eine grundsätzlich interdisziplinäre Aufgabe. Wir
richten daher unseren Aufruf an Kolleg/inn/en aus unterschiedlichsten
kultur- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen wie der
Geschichtswissenschaft, der Europäischen Ethnologie/empirischen
Kulturwissenschaft/Kulturanthropologie, der Soziologie, Kunstgeschichte
u.a.m.

Folgende Fragen und Themenfelder erscheinen uns besonders relevant:
* Fragen nach dem Begriffsverständnis und -gebrauch von Ding/en,
Diskurs/en, Praktik/Praxis als Basis der interdisziplinären Verständigung
* theoretische und konzeptionelle Überlegungen darüber, wie Dinge,
Praktiken und Diskurse zusammengebracht und gemeinsam erforscht werden
können
* wissenschaftshistorische Studien, die Konjunkturen von Objekt-, Praxis-
und Diskurstheorie/n in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit erklären
* Konzepte und Angebote für Forschungsdesigns, empirische Zugänge und
Verfahren, die es ermöglichen, Dinge, Praktiken und Diskurse in ihren
Wechselbeziehungen zu untersuchen
* empirische Forschungen, die anhand konkreter Fragestellungen materielle
Kultur in praxeologischen und diskursiven Zusammenhängen analysieren

Willkommen sind Tagungsbeiträge, die sich diesen und verwandten
Problemstellungen in theoretischer, methodologischer oder/und empirischer
Weise nähern und mit den Schnittfeldern von Dingen, Diskursen und
Praktiken in der historisch-kulturwissenschaftlichen Forschung
beschäftigen.
Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist geplant.

Senden Sie ein 1-2seitiges Abstract (3.-4.000 Zeichen) an
alexandra.rabensteiner@univie.ac.at.
Einsendeschluss: 31. Januar 2015

 

Samstag, 13. Dezember 2014

FOTOSACHE NR. 42: Weihnachtspakete für die Front


Pakete für "Weihnachten im Felde", 1914 (Ausschnitt)


Heute geht es in meiner Fotoglosse im Extra der Wiener Zeitung um Weihnachtsvorbereitungen vor 100 Jahren: 1914, im ersten Jahr des Ersten Weltkriegs, stellten Frauen an der "Heimatfront" Weihnachtspakete für die Soldaten im Feld zusammen. Gefüllt waren sie unter anderem mit Lebkuchen - nicht nur ein traditionelles Weihnachtsgebäck, sondern auch stabil genug, um den Transport gut zu überstehen.    

Mittwoch, 10. Dezember 2014

TERMINSACHE NR. 77: Moralische Produkte (CFP)



Die Gesellschaft für Technikgeschichte plant in Kooperation mit dem Gesprächskreis für Technikgeschichte eine Tagung zum Thema "Moralische Produkte - Politik und Ethik von Artefakten" (8.-10. Mai 2015, Potsdam). Die Tagung operiert mit einem weiten Technikbegriff: Inkludiert werden nicht nur technische Güter und Systeme, sondern ganz allgemein Gegenstände, die die Basis der vormodernen und modernen Gesellschaften bilde(te)n. 
Nähere Infos hier.
Deadline für Vortragsangebote: 18. Jänner 2015.


Sonntag, 7. Dezember 2014

FOTOSACHE NR. 41: David Foster Nass


Quelle



Quelle



Der deutsche Fotograf David Foster Nass legt in seiner Arbeit nicht nur einen Schwerpunkt auf Architektur, er hat auch einen Blick für Alltagsdinge. Mehr von ihm gibt es hier und hier.



Dienstag, 25. November 2014

ANSICHTSSACHE NR. 70: Ausstellung und Interview über das Bayerische Kochbuch von und mit Regina Frisch


Quelle



Im bayerischen Miesbach ist noch bis 23. Dezember 2014 (Aktualisierung: Verlängerung bis 13. Februar 2015!) eine Ausstellung über die Geschichte des um 1910 erstmals erschienenen Bayerischen Kochbuches zu sehen (nähere Infos hier).

Die Kuratorin der Ausstellung, die Sprachwissenschaftlerin und Informationsdesignerin Regina Frisch (vgl. auch ihre Website ResteFerwertung), hat für diesen Blog einige Fragen zu ihrer Ausstellung und zu ihren Kochbuchforschungen beantwortet:
 

Wie ist die Idee zu dieser Ausstellung entstanden?
Seit 2009 befasse ich mich mit dem Thema Das 'Bayerische Kochbuch' als Quelle der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts und sammle Auflagen des Kochbuchs. Die Bücher stehen in meiner Bibliothek und entwickelten zunehmend einen ästhetischen Reiz. Da lag die Idee nahe, sie auszustellen. Außerdem schreibe ich an einer Publikation zu dem Thema und fand es sehr hilfreich, einzelne Themenbereiche in wenigen Sätzen zusammenfassen zu müssen. Sie runterzubrechen auf ein Vitrinenformat. 


Was macht das Bayerische Kochbuch so interessant und warum ist es nach wie vor so beliebt?

Für mich ist es interessant, weil es seit über 100 Jahren unter recht konstanten Bedingungen erscheint und die Veränderungen nicht z.B. auf Verlagswechsel zurückzuführen sind, sondern Zeitgeschehen, -geschmack, etc. abbilden.
Für seine Beliebtheit gibt es verschiedene Gründe. Zum einen ist es als Lehrbuch entstanden und wird als solches noch heute an bayerischen Schulen eingesetzt. Da mit dem Lehrbuch gearbeitet wird, kann es sich Schlamperein wie fehlende Zutaten nicht erlauben. Dem Lehrbuch ist auch die benutzerfreundliche Rezeptkategorie Grundrezept zuzuschreiben. Deshalb wird es von Generation zu Generation immer wieder verschenkt zu Hochzeiten oder anderen Anlässen. Voraussetzung für die Aufrechterhaltung dieser Tradition ist eine inhaltliche und formale Konstanz: Das Kochbuch wird modernisiert, aber moderat. Die Wiedererkennung ist gewährleistet.

 

Wie hat es sich seit seinem ersten Erscheinen verändert?
Zum einen das Erscheinungsbild: Erst grünbraun (bis 1931), dann gelb (bis 1969), ab 1971 blau. Mit dem Farbwechsel ging immer auch ein Formatwechsel einher.
Eine sehr wichtige Veränderung ist der Titel: Bis 1931 heißt es 'Kochbuch des Bayerischen Vereins für wirtschaftliche Frauenschulen auf dem Lande', ab 1933 wird es namentlich von Maria Hofmann bearbeitet und erscheint unter dem neuen Titel 'Bayerisches Kochbuch'.
Inhaltlich könnte ich viel zu Veränderungen sagen, ich nenne hier zwei Beobachtungen: Über die Jahrzehnte hinweg wird das Kochbuch immer dicker, weil neue Rezepte aufgenommen und die Zubereitungstexte länger werden. Und ein spezielles sprachliches Phänomen: Die 10. Auflage 1927 markiert den Übergang zum Infinitiv in den Handlungsanweisungen der Rezepte. Bis zu dieser Auflage heißt der erste Satz des Rezepts für Saure Leber 'Leber wird gewaschen, gehäutet, in 1/2 cm dicke nicht zu große Scheiben geschnitten', ab 1927 lautet er 'Leber waschen, häuten, in 1/4 cm dicke Streifen schneiden'. Die heute übliche Form.

 

Was gibt es in der Ausstellung außer Kochbüchern sonst noch zu sehen?
Die Ausstellung ist thematisch aufgebaut: Lehrbuch, Politik, Design, Bayerische Küche, Ernährungslehre, Technikgeschichte. Viele Exponate stammen aus dem Archiv des BSZ-Schulzentrums Miesbach, Frauenschulstraße 1. (ehemals Wirtschaftliche Frauenschule), z.B. eine sogenannte Maidentracht, ein Schulprospekt aus den 30er Jahren in dem nach 1945 die nationalsozialistischen Passagen mit Blei gestrichen wurden, und weitere Exponate, die die Themen veranschaulichen. Die Entwicklung der Küchentechnik zeigen u.a. ein historisches Küchenbeil, Kochkiste und Eismaschine aus den 30er Jahren. 


Ihr persönliches Lieblingsexponat in der Ausstellung?
Da gibt es einige 'Lieblinge'. Ich nenne das Exemplar der 3. Auflage von 1916. Es ist in sehr schlechtem Zustand. Der Buchrücken fehlt, auf den vom Verlag für Notizen vorgesehenen Seiten zwischen Rezeptteil und Register sind zahlreiche Rezepte handschriftlich eingetragen. Das Büchlein macht einen sehr gebrauchten Eindruck. Bei genauer Betrachtung stellt sich heraus: Die Rezeptseiten sind nahezu unbenutzt, kaum aufgeschlagen. Es wurde offensichtlich als Notizkochbuch verwendet für mündlich tradierte Rezepte.
 

Wie sind Sie zur Kochbuchforschung gekommen und welche konkreten Forschungsinteressen verfolgen Sie damit?
Kochrezepte sind eine interessante Textsorte. Mich haben schon lange die Rezepte im BK interessiert, weil sie so sorgfältig formuliert sind. Als ich mir für den persönlichen Gebrauch eine neue Auflage gekauft habe, bemerkte ich Veränderungen, z.B. das neu sortierte Register. Ein weiteres antiquarisch erstandenes Exemplar einer Auflage aus den 30er Jahren genügte, um das Feuer zu legen.
Mein Forschungsinteresse ist, am Beispiel der Auflagengeschichte eines Kochbuchs Kulturgeschichte zu erzählen. 


Beschäftigen Sie sich dabei nur mit der Textebene oder auch mit der Materialität der Kochbücher?

Das anfängliche Interesse galt bestimmten Texten: ausgewählten Rezepten, dem Register, den Inhaltsverzeichnissen und den Vorworten. Mit der Zeit hat der Gegenstand den Fokus deutlich erweitert. Die Geschichte des herausgebenden Vereins, der beteiligten Personen, etc. kamen hinzu. Und auch die Materialität der Bücher, siehe Lieblingsexemplar. Die Bücher sind in sehr unterschiedlichem Zustand und zeugen von Gebrauch - oder auch nicht. Leider werden in der Regel nur gut bis sehr gut erhaltene antiquarisch angeboten. Aber ich habe dennoch aussagekräftige Gebrauchspuren gefunden. Das Kochbuch wurde z.B. verwendet als Notizkochbuch, für Schreibübungen, als Aufbewahrungsort für Rezepte aus Kalendern, etc.


Montag, 24. November 2014

TERMINSACHE NR. 76: Tätowierungen als Logo- und Piktogramme



In Berlin findet vom 5. bis 6. Dezember 2014 ein Workshop zum Thema "Unter die Haut. Tätowierungen als Logo- und Piktogramme" statt. Dabei geht es um den Akt des Tätowierens als Körpererfahrung, die Tätowierungen als Zeichen und Bilder und um die Wahrnehmbarkeit und Lesbarkeit von Tätowierungen. Nähere Infos hier.


Sonntag, 23. November 2014

ANSICHTSSACHE NR. 69: Fotografie und ethnische Typisierung in der Habsburgermonarchie


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Nur noch bis Sonntag, 30. November 2014, zu sehen: die Ausstellung "Gestellt. Fotografie als Werkzeug in der Habsburgermonarchie" im Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien (nähere Infos hier).

Aus dem Ankündigungstext:

Wie und in welchem Zusammenhang wurden am Ende der Habsburgermonarchie Bilder von ethnischen Typen entworfen? Was erzählen uns Klassifizierungen wie ein „Tiroler Schütze“ oder ein „huzulisches Ehepaar“ in Tracht heute? Die Fotosammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde enthält Tausende dieser typisierenden Menschendarstellungen. Diese Fotografien fanden weite Verbreitung in der Bevölkerung und bei Touristen_innen. Sie gaben einem die Möglichkeit an die Hand, sich die „Anderen“ im Bild vorzustellen. So konnte sich beispielsweise eine Wiener_in vermeintlich ein Bild davon machen, wie jemand in Sarajewo aussah, ohne jemals dort gewesen zu sein. Die Ausstellung untersucht, wie diese Bildproduktionen ihre Wirkung vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Formierung der Nationalitäten in der Habsburgermonarchie entfalteten. Sie möchte den Blick für eine Reflexion darüber öffnen, wie Bilder unsere Sicht auf die Gegenwart und Vergangenheit steuern.

Die Ausstellung wird ausschließlich mit Exponaten aus der Fotosammlung des Volkskundemuseums bestritten, die sich damit erstmals in dieser Breite der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Der Schwerpunkt liegt auf inszenierten Studioporträts von regionalen „Typen“ vor allem aus Zentral- und Osteuropa. Die Bilder fanden Eingang sowohl in private Sammelalben wie in ethnografische und volkskundliche Publikationen. Darüber hinaus zeigt die Schau beispielsweise die lichtbildnerischen Ergebnisse anthropometrischer Messungen, die Reportagebilder des Wiener Kaiserhuldigungsfestzugs von 1908, sowie Postkarten, die zeigen, dass Typendarstellungen ein internationales Phänomen waren.


Download des Begleitheftes zur Ausstellung hier.


Donnerstag, 20. November 2014

IN EIGENER SACHE NR. 2: Kochkiste, Haferschnitzel und Tiroleranzug - Interview zum Alltagsleben im Ersten Weltkrieg





Seit heute online: ein Interview zum Alltagsleben im Ersten Weltkrieg in Wien, das Sandra Schäfer für wien international.at mit mir geführt hat (hier).
Unter dem Titel "Von Kochkiste, Haferschnitzel und Tiroleranzug" geht es u. a. um die Bedeutung und die Mühen der Hausarbeit im Ausnahmezustand, um die Auswirkungen der Versorgungskrise auf Ernährung und Kleidung, und um die Frage, welche langfristigen Veränderungen die durch den Krieg erhöhte Berufstätigkeit für die Frauenmode brachte. Das Interview entstand im Zusammenhang mit der Ausstellung "Wien im Ersten Weltkrieg. Stadtalltag in Fotografie und Grafik" (nähere Infos hier) des Wien Museums.  

Die Abbildung zeigt ein typisches Kriegs-Cover einer Frauenzeitschrift: Wegen Fleischmangel musste viel Vegetarisches gekocht werden - das Schnitzel und das Gulasch gab es daher oft nur noch in der fleischlosen Variante mit Pilzen oder Hafer. Dieses Cover ist - mit zahlreichen weiteren - auch in der Ausstellung zu sehen.



Samstag, 15. November 2014

FOTOSACHE NR. 40: Alltagsszenen in der Modenschau



Foto (Ausschnitt): Archiv Susanne Breuss



Heute geht es in meiner Fotoglosse im Extra der Wiener Zeitung um eine neue Form der Modenschau, die im Berlin der 1920er Jahre zu sehen war: Die Kleidungsstücke wurden in Form von Alltagsszenen (Büro, Haushalt, Ferien etc.) präsentiert und es waren auch männliche Mannequins zu sehen, teilweise mit "Problemfiguren".


Freitag, 14. November 2014

ANSICHTSSACHE NR. 68: Ausstellung über das Fahrrad

Hochrad der Firma Adler, ehemals Heinrich Kleyer AG, ca. 1885, 
Sammlung Deutsches Fahrradmuseum, Foto: Karin Plessing



Im Hamburger Museum der Arbeit ist noch bis zum 1. März 2015 eine Ausstellung zum Thema "Das Fahrrad. Kultur, Technik, Mobilität" zu sehen. Nähere Infos hier. Zur Ausstellung gibt es einen eigenen Blog, auf hsozkult eine Besprechung sowohl der Ausstellung als auch des Katalogs.



Mittwoch, 12. November 2014

TERMINSACHE NR. 75: My Favorite Things



"'My Favorite Things'. Patterns of Construction and Perception in the Middle Ages and Early Modern Period" - so lautet der Titel einer internationalen Tagung, die vom 12.12. bis 13.12.2014 in Salzburg stattfindet (Veranstalter: Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Krems an der Donau und Interdisziplinäres Zentrum für Mittelalterstudien, Universität Salzburg). Nähere Infos hier.


 

Freitag, 7. November 2014

TERMINSACHE NR. 74: Ausstellungsführung "Wien im Ersten Weltkrieg. Stadtalltag in Fotografie und Grafik"



Kriegsküche Nr. XXI., 3. Sofienbrückengasse 32, um 1915, Fotografie, © Wien Museum
© Wien Museum



Am Sonntag, den 16. November 2014 führe ich um 15 Uhr durch die Ausstellung "Wien im Ersten Weltkrieg. Stadtalltag in Fotografie und Grafik" (Wien Museum Karlsplatz, nähere Infos hier).
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich der Krieg auf das Alltagsleben von Frauen und Kindern ausgewirkt hat. Thematische Schwerpunkte: Ernährung, Kleidung, Hausarbeit.  


Mittwoch, 22. Oktober 2014

ANSICHTSSACHE NR. 67: Vienna Windows - Auslage in Arbeit in der Wienbibliothek







Vienna Windows – Auslage in Arbeit
Bühnenbilder der Stadt / a work in progress
Eine Ausstellung von Martin Frey und Hanna Schimek
im Foyer und Leseraum der Wienbibliothek im Rathaus.
Ausstellungseröffnung: Montag, 27. Oktober 2014, 20 Uhr
Im Foyer der Wienbibliothek im Rathaus
1010 Wien, Rathaus. Eingang Felderstrasse, Stiege 6, (Lift), 1. Stock


Ankündigungstext:

Vienna Windows – Auslage in Arbeit ist ein künstlerisch-stadtforscherisches Fotoprojekt von Martin Frey und Hanna Schimek über die Schaufenster kleiner Geschäfte und Gewerbebetriebe in den Straßen von Wien.
Oft sind es trübe Glasscheiben, manchmal jedoch auch blank geputzte Fenster von Geschäftsportalen, hinter denen sich rätselhafte Objekte dem flüchtigen Blick des Passanten anbieten. Diese Gegenstände wurden leidenschaftlich arrangiert oder, so scheint es, achtlos vergessen. Sie erzählen Geschichten über eine Gegenwart, die besondere Arrangements erfordert, oder über längst vergangene Zeiten, in denen die Geschäfte gut gingen – Blickfänge oder
Staubfänger?
Es sind die unscheinbaren Dinge des Alltäglichen, die sich hier neuen Interpretationen erschließen und Einblicke in das Leben dieser Stadt gewähren. Die österreichische Wortschöpfung „Auslage in Arbeit“ findet sich oft als Hinweis in Geschäftsauslagen, die gerade neu gestaltet oder frisch arrangiert werden, in Form von Hinweistafeln oder handschriftlich verfassten Zetteln. Als programmatischer Titel dieses Projekts wird sie zur Metapher für die fortlaufenden Veränderungen des Stadtbildes.
An Vienna Windows – Auslage in Arbeit arbeiten wir seit 2012 mit unverminderter Leidenschaft. Wir verstehen es als einen Beitrag zur Alltagsgeschichte der Stadt und als fotografische Hommage an die
kleinen Geschäftslokale Wiens, deren Fortbestand einen unschätzbaren Beitrag zur Vielfalt und Lebendigkeit des urbanen Lebensraums darstellen.
 

Die Ausstellung:
Die Wienbibliothek präsentiert im Rahmen von eyes on. Monat der Fotografie Wien das Projekt Vienna Windows – Auslage in Arbeit von Martin Frey und Hanna Schimek:
Vom 28.10. bis 30.12.2014 wird eine Auswahl aus den bisher entstandenen Fotografien als Projektion im Foyer der Bibliothek gezeigt und eine räumliche Installation stellt assoziative Bezüge zu den projezierten Bildern her. In einer Vitrine des Leseraumes inszenieren die Bibliothekarinnen der
Wienbibliothek gemeinsam mit den beiden StadtforscherInnen eine „Auslage in Arbeit“. Weiters werden die Besucherinnen und Besucher eingeladen, Fotografien von Schaufenstern Wiens und anderen Städten an das Gästebuch des Fotoblogs http://vienna-windows.tumblr.com zu senden.
Zur Ausstellung wird das Artistbook Vienna Windows – Auslage in Arbeit in limitierter und signierter Auflage erscheinen.




Freitag, 17. Oktober 2014

FOTOSACHE NR. 39: Ein Mütterheim im Ersten Weltkrieg



Archiv Susanne Breuss



Morgen geht es in meiner Fotoglosse im Extra der Wiener Zeitung um ein Mütterheim, das in Wien zu Beginn des Ersten Weltkriegs von Anitta Müller gegründet wurde und mittellosen Frauen für die Zeit nach der Geburt Aufnahme und medizinische Betreuung gewährte.

Die Hilfseinrichtungen von Anitta Müller (später: Müller-Cohen) – außer dem Mütterheim betrieb sie unter anderem eine Wöchnerinnenfürsorge, eine Säuglingsfürsorge, ein Kinderhort, eine Tee- und Suppenanstalt und eine Arbeitsschule für Mädchen und Frauen – zählten zu den vielen Initiativen weiblicher Kriegsfürsorge, die im Ersten Weltkrieg Unterstützung für bedürftige Bevölkerungsgruppen anboten und damit ein staatliches Versorgungsvakuum ausfüllten.



Freitag, 10. Oktober 2014

ANSICHTSSACHE NR. 66: Flockerl's Schwanz im Suppentopf - Wiener Alltagsleben im Ersten Weltkrieg



© Wien Museum


"Flockerl's Schwanz ist zwar keine Gans! aber doch heute 'ein Leckerbissen!'" Betont pragmatisch gibt sich dieser Kommentar zu einer Selbsthilfeaktion, bei der dem Hund Flockerl kurzerhand mit einer Schere der Schwanz abgeschnitten wird. Daneben wartet schon ein kleiner Petroleumkocher mit einem winzigen Topf, in dem der Schwanz zum späteren Verzehr gegart werden soll. Die garstige Szene stammt aus einem illustrierten Tage- und Erinnerungsbuch aus dem Ersten Weltkrieg. Sie thematisiert auf sarkastische und karikaturenhafte Weise die Versorgungsprobleme mit Lebensmitteln und die Hungererfahrungen während des Krieges. In der Not frißt der Teufel bekanntlich Fliegen - und der Mensch eben solche Dinge, die ansonsten tabu sind oder als minderwertig gelten. Für die Wiener Bevölkerung scheint besonders der Fleischmangel in der letzten Kriegsphase schwer zu verkraften gewesen sein, wie unterschiedlichste - oft durch viel Galgenhumor geprägte - Quellen belegen. Worauf die hier abgebildete Szene ebenfalls anspielt: nicht nur durch fehlende Nahrungsmittel war das Kochen zu einem Problem geworden, auch die Brennstoffversorgung war mangelhaft. Kleine, mit flüssigen Brennstoffen wie Petroleum betriebene Kocher mussten daher häufig die großen Herde ersetzen.      

Zu sehen ist dieses Kriegstagebuch ab 16. Oktober 2014 in der Ausstellung "Wien im Ersten Weltkrieg. Stadtalltag in Fotografie und Grafik" im Wien Museum Karlsplatz (nähere Infos hier, Eröffnung: Mittwoch, 15. Oktober 2014, 18.30 Uhr).
Ich habe für diese Ausstellung die Kapitel zur Ernährung, Hausarbeit und Kleidung beigesteuert. Flockerl ist in einer Vitrine im Bereich Ernährung zu finden. 

Nachtrag zur nun fertigen und eröffneten Ausstellung: 
Insbesondere die Haupttexte der einzelnen Kapitel und die Gestaltung der Blättermappen sind nicht in der von mir vorgesehenen Form realisiert worden - kuratorische Verantwortung für die oben genannten Themenbereiche kann ich daher nur eingeschränkt übernehmen.    
 


Sonntag, 5. Oktober 2014

TERMINSACHE NR. 73: Objets sauvés von Trude Lukacsek





Im k48 – Offensive für zeitgenössische Wahrnehmung / Projektraum Oliver Hangl finden nächste Woche folgende Veranstaltungen von und mit der Wiener Fotografin Trude Lukacsek statt - eine gute Gelegenheit, Einblicke in ihr Werk, ihre Arbeitsweise, ihre Intentionen und in ihre Gedanken über die von ihr gefundenen und fotografierten Dinge zu erhalten:

Objets sauvés 2 – Die Ortung der Dinge
und Wiederholung von
Objets sauvés 1 – Hommage an ein paar Gegenstände
Foto- und Video-Projektion / Vortrag, Ausstellung in der Vitrine

Ankündigungstext:

Trude Lukacsek ist Sammlerin von Alltagskulturellem. Sie sammelt Gegenstände, fotografiert Gegenstände und filmt Gegenstände, die sie als besonders bemerkenswert oder außergewöhnlich empfindet.
In „Objets sauvés 2 – Die Ortung der Dinge“ zeigt sie Begegnungen mit 18 Objekten aus den letzten 19 Monaten und knüpft damit an „Objets sauvés 1 – Hommage an ein paar Gegenstände“ an, einem Panorama ihrer persönlichen Favourites aus 30 Jahren (gezeigt im k48 im Juni 2013).
Auch bei „Objets sauvés 2“ präsentiert Trude Lukacsek wieder eine Show von Dingen: Fotos und Filme von Objekten, aneinandergereiht in assoziativer Reihenfolge – erzählt mit den Geschichten ihrer Entdeckung, ihrer Auffindung, Ihres Verschwindens, oder Weiterlebens.
Ihre frischen Funde ergänzt Trude Lukacsek mit verwandten Bildern aus anderen Zeiten und von anderen Orten und zeigt erstaunliche Analogien, verblüffende Parallelen und ständig wachsende Serien. Sie lässt den Betrachter teilhaben an ihrer assoziativen Wahrnehmung, am Entdecker-Glück und Forscher-Drang – an den Abenteuern einer Fotografin und Sammlerin auf der Suche nach dem Ding der Dinge.
Trude Lukacsek schöpft aus ihren umfangreichen Sammlungen von fotografierten und echten Dingen, die durch ihre Form, ihre Farbe oder Funktion, ihre individuelle Gestaltung, ihre opulente Zeichensprache oder ihre rätselhafte Entstehungsgeschichte bestechen. Es sind Dinge des häufigen oder seltenen Gebrauchs, Dinge mit gewagtem Design oder zweckmäßiger Formgebung, Dinge, die im 20. und 21. Jahrhundert entstanden und von Lukacsek in Europa gefunden wurden. Es sind besondere Gegenstände, die ihre eigene Geschichte, die Geschichte ihrer Zeit, ihres Umfelds und die ihrer Hersteller erzählen.
Bei „Objets sauvés 2“ finden die Dinge zueinander:
Ein Boot, ein Buchstabe, ein Besteck, ein Blau, ein Bleistift – und viele andere.

 

Termine:
Di 7.10. und Fr 10.10.2014
Jeweils 19:00 Uhr Beginn: Objets sauvés 1 – Hommage an ein paar Gegenstände
Jeweils 20:15 Uhr Beginn: Objets sauvés 2 – Die Ortung der Dinge
Öffnungszeiten Ausstellung:
Mi 8.10. 16:00 - 19:00, Fr 10.10. 16:00 - 19:00


k48: Kirchengasse 48, Lokal 2, 1070 Wien

Website Trude Lukacsek 





Montag, 29. September 2014

TERMINSACHE NR. 72: Schrift in der Stadt



Am Freitag, 3. Oktober 2014, gibt es im Wien Museum im Rahmen der Vienna Design Week von 16 bis 22 Uhr eine Veranstaltung zum Thema "Schrift in der Stadt". Ich nehme daran als Kuratorin des Wien Museums teil und diskutiere mit Barbara Dechant vom Buchstabenmuseum Berlin und einem Vertreter des Vereins Stadtschrift in Wien über das Sammeln von Beschriftungen (Beginn der Diskussion: 16.50 Uhr).


Ankündigungstext:
Ohne Schrift keine Stadt: Unser urbanes Umfeld ist geprägt vom Stakkato der Geschäftsbeschriftungen, Hinweistafeln und Straßennamen, doch immer öfter verschwinden hochwertige Schriftzüge aus dem Stadtbild. Mit diesem Phänomen setzen sich SchriftgestalterInnen ebenso aus- einander wie StadtforscherInnen, KulturwissenschaftlerInnen und FotografInnen. Das Wien Museum selbst sammelt bedeutende, das Stadt- bild prägende Schriften. So befinden sich in seiner Sammlung die alten Beschriftungen des Südbahnhofs und des Stadtkinos.
An diesem Nachmittag und Abend geht es um Geschäftsportale und Neonschriften, Nostalgie und Retrokult, Identität und Gedächtnis, Sammeln und Verschrotten. In schnellem Ablauf – zum jederzeitigen Einsteigen – finden Impulsvorträge, kurze Projektpräsentationen, Buchvorstellungen und Diskussionen statt. Die Gäste kommen aus Deutschland, Polen und Österreich, Input von BesucherInnen erwünscht!


Wien Museum Karlsplatz
1040 Wien, Karlsplatz 8 

Programm der Veranstaltung hier.


Freitag, 19. September 2014

FOTOSACHE NR. 38: Herrengassenhochhaus





Morgen geht es in meiner Fotoglosse im Extra der Wiener Zeitung um das 1932 von Bundespräsident Miklas eröffnete erste Wiener Hochhaus in der Herrengasse. Es war zwar nicht so hoch wie die "richtigen" amerikanischen Wolkenkratzer, dafür aber nach Wiener Geschmack gestaltet, wie die Kronenzeitung damals konstatierte. 



Montag, 15. September 2014

TERMINSACHE NR. 71: Kulinarik und Kultur. Speisen als kulturelle Codes (Buchpräsentation)



Buchpräsentation: 

Kulinarik und Kultur. Speisen als kulturelle Codes in Zentraleuropa

Dienstag, 16.09.2014, 18:00

Österreichisches Museum für Volkskunde
Gartenpalais Schönborn, Laudongasse 15-19, 1080 Wien



Ankündigungstext:
Wenn Menschen miteinander kommunizieren, spricht man von Kultur. Dazu zählen auch jene kommunikativen Praktiken, die auf die Absicherung des biologischen Überlebens gerichtet sind, nämlich die Zubereitung von Speisen.
Die kulturwissenschaftliche Beschäftigung mit Kulinarik vermag daher zur Erklärung kultureller Prozesse im Allgemeinen beizutragen. In Zentraleuropa, dessen Gesellschaften durch Heterogenitäten und Differenzen gekennzeichnet sind, durchbrechen Speisen staatliche, nationale und sprachliche Trennlinien und erfahren durch unterschiedliche Zubereitungen kontinuierliche Umdeutungen. Die interdisziplinären Beiträge dieses Bandes machen die kulturwissenschaftliche Relevanz dieses Themas deutlich.


Kulinarik und Kultur. Speisen als kulturelle Codes in Zentraleuropa, hrsg. von Moritz Csáky und Georg-Christian Lack; Wien, Köln, Weimar, Böhlau Verlag 2014, 196 S.
Ladenpreis: € 29,90

Begrüßung:
Mag. Matthias Beitl, Direktor des Österreichischen Museums für Volkskunde
Johannes van Ooyen, Böhlau-Verlag

Vorstellung des Buches:
emer. Univ.-Prof. Dr. Moritz Csáky, Österreichische Akademie der Wissenschaften
Mag.a Dr.in Julia Danielczyk MSc, Kulturabteilung der Stadt Wien
emer. Univ.-Prof. Dr. Konrad Köstlin, Universität Wien
Mag. Georg-Christian Lack, Direktor des Österreichischen Kulturforums Zagreb

Diskussion mit dem Publikum
Moderation: Mag. Matthias Beitl

Donnerstag, 11. September 2014

DRUCKSACHE NR. 37: Essen und Schlafen in Wien zur Zeit der Weltausstellung von 1873






Der Katalog zur Ausstellung "Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung" (Wien Museum Karlsplatz - sie ist noch bis 28. September 2014 zu sehen; nähere Infos hier) enthält u. a. einen Beitrag von mir:

Susanne Breuss: „Kost und Quartier“. Wiener Gastronomie und Hotellerie zur Zeit der Weltausstellung, in: Wolfgang Kos / Ralph Gleis (Hg.): Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung (Ausstellungskatalog Wien Museum). Wien 2014. S. 158-165. 

Obige Abbildung zeigt den chinesischen Teepavillon auf dem Weltausstellungsgelände im Prater. Wie viele andere gastronomische Einrichtungen versorgte er die Besucherinnen und Besucher mit Spezialitäten aus einem der ausstellenden Länder - die sinnliche Erfahrung des Fremden und Exotischen war also nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Gaumen möglich. Wem der chinesische Tee weniger zusagte, konnte seinen Durst aber auch auf vertraute Weise mit Liesinger Bier oder steirischem Wein löschen.


 

Freitag, 5. September 2014

TERMINSACHE NR. 70: Hautlichkeit. Gestalterische und wissenschaftliche Praktiken zur Oberfläche




Vom 10. bis 11. Oktober 2014 findet in Berlin (BTK - Hochschule für Gestaltung) eine von Christof Windgätter und Gottfried Schnödl konzipierte Tagung zum Thema "Hautlichkeit. Gestalterische und wissenschaftliche Praktiken zur Oberfläche" statt. Nähere Infos hier.


Montag, 1. September 2014

ANSICHTSSACHE NR. 65: 50 Jahre türkische Gastarbeit



http://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/images/img-db/1406530334539.jpg



Das Österreichische Museum für Volkskunde in Wien zeigt von 3. bis 28. September 2014 die Ausstellung "'Avusturya! Österreich!' 50 Jahre türkische Gastarbeit in Österreich" - nähere Infos hier. 

Eröffnung der Ausstellung: Dienstag, 2. September 2014, 19 Uhr


Ankündigungstext:

Der Verein JUKUS nimmt das 50-jährige Jubiläum des österreichisch-türkischen Gastarbeiter-Anwerbeabkommens zum Anlass, um die Geschichte der Migration aus der Türkei zu beleuchten und liefert damit eine Bestandsaufnahme über die GastarbeiterInnen der ersten Generation.
Im Mittelpunkt stehen die Geschichten, die Leistungen und das Leben türkischer/kurdischer Arbeitsimmigrant/-innen in Österreich. Neben der chronologischen Aufarbeitung der Migrationsgeschichte wird auf der Basis von Biografien ein jahrzehntelanger Querschnitt durch die unterschiedlichen Berufe, Wirkungsstätten und sozialen Schichten von in Österreich lebenden türkischen und kurdischen GastarbeiterInnen erzählt, um dadurch die vielen Facetten ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit aufzuzeigen.
Die Ausstellung besteht aus individuellen Lebensgeschichten, ergänzt durch historische, wirtschaftliche, sozioökonomische, kulturelle und politische Bezüge. Künstlerische Zugänge positionieren sich zu bestimmten bis heute wirkenden Aspekten der Immigrationsgeneration und kontextuieren diese mit gesamtge-sellschaftlichen Entwicklungen.
Über diese Menschen und ihr Leben in unserem Land kursieren zwar viele Vorurteile, tatsächlich aber weiß man sehr wenig darüber. Nun haben einige von ihnen Worte für ihre Geschichte gefunden: Die Ausstellung „Avusturya! Österreich“ erlaubt uns einen Blick in die Lebens- und Gefühlswelt dieser MigrantInnen.
Seit 2012 recherchieren und interviewen MitarbeiterInnen des Vereins JUKUS türkische und kurdische MigrantInnen der ersten Generation. Dabei wurden über 30 Interviews in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol, der Steiermark und Vorarlberg geführt. Das erarbeitete Datenmaterial ist ein wichtiger Beitrag zur österreichischen Zeitgeschichte und wird mit der Ausstellung „Avusturya! Österreich!“ auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Neben einer chronologischen Aufarbeitung der Migrationsgeschichte sind Fotoportraits der Interviewten und Auszüge aus deren privaten Fotoalben zu sehen. Ergänzt werden die Bilder von Sprüchen, Zitaten und Witzen der Portraitierten, um die vielen Facetten ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit aufzuzeigen.
Die Ausstellung wurde vom Sozialhistoriker Joachim Hainzl und dem Projektleiter Ali Özbas kuratiert. Sie soll einen Eindruck von der Vielfalt der Tätigkeiten, Alltagskulturen und sozialen Schichten der MigrantInnen vermitteln.



Sonntag, 31. August 2014

FOTOSACHE NR. 37: Vienna Windows - Auslage in Arbeit



1160 Vienna, Neulerchenfelder Strasse 49. Photo: Martin Frey.

1160 Vienna, Neulerchenfelder Strasse 49. closed shop.
Photo: Martin Freywww.facebook.com/martinfrey.vienna


1160 Vienna, Neulerchenfelder Strasse 49. Photo: Martin Frey.

1160 Vienna, Neulerchenfelder Strasse 49. closed shop.
Photo: Martin Freywww.facebook.com/martinfrey.vienna



Martin Frey und Hanna Schimek fotografieren Wiener Geschäftsauslagen - zu sehen sind die Fotos unter dem Titel "Vienna Windows - Auslage in Arbeit" auf Tumblr.

Dem selben Thema widmet sich Martin Frey auch gemeinsam mit Philipp Graf - siehe dazu ihre Website Geschäfte mit Geschichte. Waren aller Art in Wien.  



1060 vienna stumpergasse 11

1060 Vienna Stumpergasse 11. Photo: Hanna Schimek. closed shop


1060 vienna stumpergasse 11

1060 Vienna Stumpergasse 11. Photo: Hanna Schimek. closed shop



Freitag, 29. August 2014

FOTOSACHE NR. 36: Stadionbad



    Archiv Susanne Breuss



Morgen geht es in meiner Fotoglosse im Extra der Wiener Zeitung um das in der Zwischenkriegszeit erbaute Stadionbad im Wiener Prater.

...der Beitrag ist nun nicht wie geplant heute erschienen, sondern - von mir unbemerkt - bereits vergangenen Samstag...!



Samstag, 9. August 2014

ANSICHTSSACHE NR. 64: Sticken für den Kaiser



Foto: Christa Knott © ÖMV



Im Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien ist noch bis zum 2. November 2014 die Ausstellung "Arbeiten ruthenischer Flüchtlinge im Ersten Weltkrieg. Stick- und Knüpfmusterstücke" (nähere Infos hier) zu sehen. 
Die Kuratorin Kathrin Pallestrang erläutert für diesen Blog, ausgehend von einem der Exponate, die historischen und politischen Hintergründe dieser Textilarbeiten:

Sticken für den Kaiser

Kartonplatte, darauf aufgeklebt drei Stickmuster (Baumwollgarn auf Mischgewebe in Flach- und Kreuzstich) mit den Inventarnummern ÖMV/38639, ÖMV/38640 und ÖMV/38641, Aufschrift auf dem Karton: „Bezirk Towmatsch“.
 


Alltag in einem Flüchtlingslager: Handarbeitskurse sowie Näh- und Stickunterricht in der Lagerschule gehörten zur Zeit des Ersten Weltkriegs zum täglichen Programm für die Frauen und Mädchen des Lagers Gmünd im Waldviertel. Hier war innerhalb kürzester Zeit eines der größten Lager für die Kriegsflüchtlinge der Habsburgermonarchie errichtet worden. Rund 30.000 Ruthenen aus den Grenzgebieten der Monarchie zum russischen Zarenreich lebten hier von 1914 bis 1918 in mangelhaft ausgerüsteten Holzbaracken und litten unter der schlechten Versorgung mit Kleidung und Nahrung. Ein großer Teil von ihnen liegt am Lagerfriedhof begraben. Bereits vor Beginn der Kampfhandlungen waren 1914 tausende Menschen im Grenzgebiet des Kronlandes Galizien zum Zarenreich vom k.u.k. Militär evakuiert, vertrieben oder ausgewiesen worden. Ein häufiger Grund war Spionageverdacht. Die dort ansässigen ruthenischen Untertanen wurden generell verdächtigt, mit dem slawischsprachigen Feind zu kooperieren. Von der Habsburgischen Verwaltung wurden alle, die eine ostslawische Sprache oder einen ostslawischen Dialekt verwendeten, als „Ruthenen“ bezeichnet. Diese lebten vorwiegend in Galizien, der Bukowina und Nordungarn (Karpatoukraine), also in Gebieten, die vom Krieg besonders rasch und heftig getroffen wurden. Die Behörden Österreich-Ungarns waren auf die Flüchtlingsströme nicht vorbereitet. 1915 eröffnete das k.k. Innenministerium daher in Wien eine Ausstellung, die anhand von Fotos und gefälschten Statistiken das Gegenteil beweisen sollte. Ein großer Bereich der Schau widmete sich den in den Lagerwerkstätten erzeugten hausindustriellen Produkten wie Strohschuhen, Puppen, Karren oder Textilien wie die vorliegenden Handarbeitsmuster, die für die Ausstellung auf Kartons aufgeklebt wurden. In der Präsentation dieser Produkte wurde die Nationalität der Hersteller und Herstellerinnen hervorgehoben. Vorgeblich dienten die Arbeiten im Sinne der Gewerbeförderung dem Erhalt von traditionellen Mustern und Herstellungstechniken, worin sich die Ausstellung nicht von den großen und kleineren Präsentationen von Volkskunst und Hausindustrie unterschied, wie sie im 19. und frühen 20. Jahrhundert populär waren, so etwa im Rahmen der Weltausstellungen. In der Presse wurde diese Produktschau hochgelobt und als Möglichkeit gesehen, den nationalen Formenschatz der „heimatlosen Kinder des Vaterlands“ zu erhalten und für ihre Rückkehr zu konservieren. Die Arbeit in den Lagerwerkstätten fand allerdings nicht freiwillig statt, sondern war Zwangsarbeit. Ein großer Teil der erzeugten Güter waren außerdem kriegswichtige Produkte, wie die Strohschuhe, die den Soldaten an die Front geliefert wurden. Die Presse hob gerade diese Verbindung des Nützlichen mit dem Pittoresken der Volkskunst positiv hervor. Die Reduktion der Lebensrealität der Flüchtlinge auf die entzückenden Dinge, die sie produzierten, entwarf jedoch eine Scheinwelt, die harmlos und niedlich wirkte. Wie in den früheren Ausstellungen von Hausindustrie auch sollten auf diese Weise die Völker der Monarchie einander näher gebracht und Unterschiede eingeebnet werden. In Wirklichkeit trug dies jedoch zur Typisierung bei und verstärkte Unterschiede nachhaltig.

Die Beschäftigung mit den wunderschönen, großteils sehr fein gearbeiteten Stickereien zeigt wieder einmal, dass die sogenannte Volkskultur bzw. die Volkskunst nie losgelöst von gesellschaftlichen Bedingungen betrachtet werden können. Sie sind nie einfach nur ästhetisch ansprechend oder schön, sondern immer hochpolitisch.


Literatur:

Kathrin Pallestrang (Hg.): Stick- und Knüpfmuster ruthenischer Flüchtlinge im Ersten Weltkrieg. Aus der Sammlung des Volkskundemuseums Wien. Katalog zur Ausstellung „Arbeiten ruthenischer Flüchtlinge im Ersten Weltkrieg: Stick-und Knüpfmusterstücke“ im Österreichischen Museum für Volkskunde 30. April bis 2. November 2014 (= Objekte im Fokus, Band 4). Wien 2014. ISBN 978-3-902381-50-7