"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Sonntag, 23. November 2014

ANSICHTSSACHE NR. 69: Fotografie und ethnische Typisierung in der Habsburgermonarchie


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Nur noch bis Sonntag, 30. November 2014, zu sehen: die Ausstellung "Gestellt. Fotografie als Werkzeug in der Habsburgermonarchie" im Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien (nähere Infos hier).

Aus dem Ankündigungstext:

Wie und in welchem Zusammenhang wurden am Ende der Habsburgermonarchie Bilder von ethnischen Typen entworfen? Was erzählen uns Klassifizierungen wie ein „Tiroler Schütze“ oder ein „huzulisches Ehepaar“ in Tracht heute? Die Fotosammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde enthält Tausende dieser typisierenden Menschendarstellungen. Diese Fotografien fanden weite Verbreitung in der Bevölkerung und bei Touristen_innen. Sie gaben einem die Möglichkeit an die Hand, sich die „Anderen“ im Bild vorzustellen. So konnte sich beispielsweise eine Wiener_in vermeintlich ein Bild davon machen, wie jemand in Sarajewo aussah, ohne jemals dort gewesen zu sein. Die Ausstellung untersucht, wie diese Bildproduktionen ihre Wirkung vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Formierung der Nationalitäten in der Habsburgermonarchie entfalteten. Sie möchte den Blick für eine Reflexion darüber öffnen, wie Bilder unsere Sicht auf die Gegenwart und Vergangenheit steuern.

Die Ausstellung wird ausschließlich mit Exponaten aus der Fotosammlung des Volkskundemuseums bestritten, die sich damit erstmals in dieser Breite der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Der Schwerpunkt liegt auf inszenierten Studioporträts von regionalen „Typen“ vor allem aus Zentral- und Osteuropa. Die Bilder fanden Eingang sowohl in private Sammelalben wie in ethnografische und volkskundliche Publikationen. Darüber hinaus zeigt die Schau beispielsweise die lichtbildnerischen Ergebnisse anthropometrischer Messungen, die Reportagebilder des Wiener Kaiserhuldigungsfestzugs von 1908, sowie Postkarten, die zeigen, dass Typendarstellungen ein internationales Phänomen waren.


Download des Begleitheftes zur Ausstellung hier.


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