"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Samstag, 30. November 2013

FUNDSACHE NR. 37: Zeit der Taschentücher






Passend zur Kälte und zu all den verschnupften Menschen um einen herum: Eine Vorlage für eine Kreuzstichstickerei für ein "Taschentuchsachet", gefunden in einer katholischen Frauenzeitschrift aus dem Jahr 1928. In dieser Handarbeit verknüpfen sich zwei "weibliche" Aufgaben- und Betätigungsfelder: Die Sorge um Hygiene und Gesundheit einerseits und das Handarbeiten andererseits. Kenntnisse in Nähen, Stricken, Sticken, Flicken usw. zählten auch noch 1928 zur üblichen Ausrüstung für ein Frauenleben, auch wenn die traditionellen Weiblichkeitsnormen durch den Ersten Weltkrieg teilweise aufgebrochen worden waren. Textile Handarbeiten dienten nicht nur dem kreativen Zeitvertreib, häufig hatten sie auch eine schlechte Versorgungslage zu kompensieren - das hatte nicht nur der Weltkrieg drastisch vor Augen geführt, auch in der wirtschaftlich prekären Zwischenkriegszeit mussten viele Frauen schlicht aus der Not heraus zu Nadel und Faden greifen.      



Freitag, 29. November 2013

DRUCKSACHE NR. 27: BilderMACHT



Gerhard Paul, einer der wichtigsten Vertreter der Visual History im deutschsprachigen Raum, hat ein neues Buch vorgelegt:

Gerhard Paul: BilderMACHT. Studien zur Visual History des 20. und 21.
Jahrhunderts. Göttingen: Wallstein Verlag 2013. ISBN 978-3-8353-1212-8;
676 S., 287 überw. farb. Abb.; EUR 39,90.


Eine ausführliche Rezension von Bernd Stiegler findet sich auf hsozkult



Donnerstag, 28. November 2013

ANSICHTSSACHE NR. 45: Augenphantom & Kugelsucher



Foto: Josephinum / Bene Croy


Noch eine "Ansichtssache" auf derStandard.at - dieses Mal verweist sie auf die Ausstellung "Augenphantom & Kugelsucher" im Josephinum, den Sammlungen der Medizinischen Universität Wien.
Die Abbildung zeigt eine Amputationssäge, sie stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. 

Augenphantom & Kugelsucher
Einblicke in die Instrumentensammlung des Josephinums
mit einer Intervention von Tillman Kaiser
kuratiert von Simon Weber-Unger und Moritz Stipsicz

Eröffnung: Montag, 2. Dezember 2013 um 19h
Ausstellungsdauer: 6. Dezember 2013 - 3. Mai 2014 


Ankündigungstext: 

Die Instrumentensammlung im Josephinum zählt zu den bedeutendsten Sammlungen medizinischer Instrumente im deutschsprachigen Raum und umfasst knapp 2.500 Objekte. Sie enthält Instrumente aus allen Teilbereichen der Medizin und dokumentiert die Geschichte der Medizin seit Ende des 18. Jahrhunderts, insbesonders in Bezug auf die Erforschung des menschlichen Körpers und die Entwicklung technischer Hilfsmittel zu Diagnose und Heilung.
Viele der Instrumente wurden von berühmten Vertretern der Medizinischen Fakultät Wien in Zusammenarbeit mit führenden Instrumentenherstellern der Zeit entwickelt und stammen aus deren persönlichen Besitz; manche wurden in der Folge seriell produziert, andere wurden speziell für verschiedene Institute oder Professoren hergestellt und blieben Unikate, die heute einzigartige Schätze darstellen.
Schwerpunkte in der Ausstellung bilden einerseits chirurgische Werkzeuge, wie das „Instrumentarium Chirurgicum Viennense“, das ab den 1770er Jahren vom ersten Leiter des Josephinums Giovanni Alessandro Brambilla entworfen wurde, andererseits Instrumente aus dem Physiologischen Institut, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert zur Vermessung unterschiedlichster Körperteile und -funktionen hergestellt wurden.
Als Teil der Ausstellung wird eine neue Arbeit des österreichischen Künstlers Tillman Kaiser (* 1972, Graz) präsentiert, die sich ebenfalls auf die Instrumentensammlung des Josephinums bezieht und für die eine Serie von Fotogrammen von Objekten aus der Sammlung entstanden ist. Diese künstlerische Intervention ist gleichzeitig der Anfang einer geplanten Reihe von Kooperationen mit zeitgenössischen Künstlern im Josephinum unter dem Titel Chiasmata.



Passend zur Amputationssäge ein weiteres Stück aus den Sammlungen des Josephinums:


Foto: Josephinum


Dienstag, 26. November 2013

ANSICHTSSACHE NR. 44: Der Wiener Karlsplatz in historischen Bildern


Die Baustelle bei der Errichtung des Historischen Museums der Stadt Wien, 1950er Jahre (© Wien Museum)



"Kein Platz, sondern eine Gegend" (Otto Wagner) und "das eigentliche Herz von Wien" (Hans Weigel) - der Karlsplatz in einer "Ansichtssache" mit zahlreichen historischen Bildern und Videos auf derStandard.at: "Der Wiener Karlsplatz. Von der Aulandschaft zum 'Chaosplatz'" (von Michael Matzenberger).

Weitere Bilder und Karlsplatz-Geschichten finden sich im Katalog zur Ausstellung "Am Puls der Stadt - 2000 Jahre Karlsplatz" (Wien Museum, 2008, erschienen im Czernin Verlag, Wien).
Ansichten der Ausstellung gibt es hier.


Samstag, 23. November 2013

FOTOSACHE NR. 23: Weiße Kleider


© Archiv Susanne Breuss


Heute in meiner Fotoglosse im Extra der Wiener Zeitung: Dieses Foto, aufgenommen im Wiener Fotoatelier Bing, ca. um 1910. Im Text dazu geht es um die Bedeutung der weißen Farbe in der Kinderkleidung.

 
Susanne Breuss: Unpraktischer Luxus (= Fotoglosse schwarz & weiß). In: Wiener Zeitung Extra, 23./24. November 2013, S. 43.


Mittwoch, 20. November 2013

TERMINSACHE NR. 52: Materielle Kulturforschung



In Gotha findet vom 5. bis 7. Dezember 2013 eine Tagung zum Thema "Materielle Kulturforschung. Eine Zwischenbilanz. Zum epistemischen Gewinn einer vermeintlich neuen Perspektive" statt. Nähere Infos und Programm hier.


Dienstag, 19. November 2013

TERMINSACHE NR. 51: Anton Tantner erhält den Wiener Preis für Stadtgeschichtsforschung



Gratulation an Anton Tantner - er bekommt für seine Habilitation über Adressbüros im Europa der Frühen Neuzeit den Wiener Preis für Stadtgeschichtsforschung. 
Nähere Infos und Programm der Festveranstaltung hier.

Preisverleihung:
Donnerstag, 28.11.2013, 18:30
Wiener Rathaus, Festsaal, Felderstraße 1, Feststiege I, 1010 Wien


Freitag, 15. November 2013

TERMINSACHE NR. 50: Bebilderte Welt


Podiumsdiskussion: Bebilderte Welt. Dokumentarische Formen des visuellen Berichtens in Kunst, Ethnografie und Fotojournalismus


Donnerstag, 21. November 2013, 18 Uhr
Österrichisches Museum für Volkskunde, Wien 
In Kooperation mit EIKON – Internationale Zeitschrift für Photographie und Medienkunst
Eintritt frei

Ankündigungstext:
Fotojournalismus, Ethnografie und Kunst verfügen über vielfältige Strategien, sich auf einer visuellen Ebene mit der Welt auseinanderzusetzen. So vielfältig die Intentionen sind, mit Bildern die Welt zu erkunden, so unterschiedlich sind auch die Formen des Wiedergegebenen. Wie sehen diese aus? Und an welchen Stellen überlagern sich die Felder Kunst, Ethnografie und Fotojournalismus? Welche Methodik kommt in den jeweiligen Bereichen zum Einsatz? Welches Bild von der Welt können Kunst, Ethnografie und Fotojournalismus in einer visuell dominierten Zeit erzeugen, was sind ihre Kanäle? Und: Welche Erzählungen und Gegenerzählungen liefern sie uns?


Teilnehmer:
Reinhard Braun, Kurator und Autor mit Schwerpunkt Medien und Fotografie; seit 2011 Herausgeber der Zeitschrift Camera Austria International und leitender Kurator von Camera Austria; lebt und arbeitet in Graz.
Matthias Christen, Medienwissenschaftler, Professor für Medienwissenschaften an der Universität Bayreuth.
Dr. Thomas Overdick, Volkskundler, Leiter des Flensburger Schifffahrtsmuseums. Arbeitsschwerpunkte: Visuelle Anthropologie (Fokus Fotografie und Ethnographie), Museologie, maritime Volkskunde.
Moderation: Herbert Justnik (Österreichisches Museum für Volkskunde)




Dienstag, 12. November 2013

TERMINSACHE NR. 49: Tagung zu Konsum



Im LWL-Institut für westfälische Landesgeschichte in Münster findet vom 29. bis 30. November 2013 eine Tagung zum Thema "Die vielen Gesichter des Konsums. 1850-2000" statt. Die Vorträge beschäftigen sich u. a. mit dem Fahrrad, mit Gas und Elektrizität als Konsumgüter und mit der Entwicklung urbaner Einkaufsräume. 

Nähere Informationen und Programm hier.


Sonntag, 10. November 2013

ANSICHTSSACHE NR. 43: Die englische Flagge als Klopapier

http://www.wienbibliothek.at/bilder/objekt-des-monats-ab-nov2010/obj-nov13-gr.jpg



Die englische Flagge als Klopapier - das ist das Objekt des Monats November 2013, präsentiert auf der Website der Wienbibliothek im Rathaus.
Der dazu gehörende Text:

Einst wehte ich stolz am Maste hoch
Beherrschte die Seen und Meere keck
Da kam der 18. Feber jedoch
Und siehe da, ich lieg im ...
Fremdenhass als patriotische Tugend

Nach Kriegsbeginn 1914 sind Angehörige fremder Nationen auf der Straße oder in Straßenbahnwaggons vielfach Belästigungen, Beschimpfungen, ja sogar tätlichen Angriffen ausgesetzt, weil sie irrtümlich für Angehörige feindlicher Staaten gehalten werden. So werden in Wien Chinesen mit Japanern („Alle Kineser san Japaner!“ heißt die Formel in den „Letzten Tagen der Menschheit“), Nordamerikaner mit Engländern, Polen mit Russen verwechselt und attackiert. Zeitungen appellieren an die Bevölkerung, Zurückhaltung zu üben, auch wegen des Fremdenverkehrs. Gleichzeitig wird mobilisiert. Der Fremdenhass gibt sich als patriotische Tugend und wird auch offiziell gepflegt. Alte, wohlbekannte Geschäftsschilder werden entfernt. Es gibt in Wien keine „Stadt Belgrad“ mehr und keine „Stadt Paris“ und keine „Englische Flotte“. In den Luxusgeschäften verschwinden Schilder wie „On parle francais“ und „English spoken“.
„Gott strafe England“

„Gott strafe England!“ – Der Gruß entsteht in den Schützengräben der Westfront. Bald ist er, aus dem Deutschen Reich kommend, auch in Wien verbreitet. Er soll etwa „Guten Tag“ ersetzen, die Anredeform „Gott strafe England!“ wird beantwortet mit „Er strafe es!“(ÖVZ (Österreichische Volkszeitung) 25.2.1915). Um den Gruß populär zu machen, werden auch Schilder produziert. Das Objekt des Monats zeigt Klopapier mit der englischen Flagge. Damit wurde Engländern gezeigt, was die Österreicher von ihnen halten. Die deutsche Admiralität erklärte, dass vom 18. Februar 1915 an die Gewässer rings Großbritanniens und Irlands einschließlich des gesamten englischen Kanals als Kriegsgebiet behandelt würden. Jedes Schiff, auch solche mit neutraler Flagge, musste damit rechnen, versenkt zu werden.


Freitag, 8. November 2013

TERMINSACHE NR. 48: Wien im Ersten Weltkrieg - Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation in der Wienbibliothek






Die Wienbibliothek im Rathaus zeigt vom 15. November 2013 bis zum 23. Mai 2014 im Ausstellungskabinett und im Foyer eine Ausstellung zum Thema "Wohin der Krieg führt. Wien im Ersten Weltkrieg 1914-1918." Gezeigt werden Erinnerungsstücke aus der sog. "Kriegssammlung". Dabei handelt es sich um eine Sammlung, die auf Betreiben des damaligen christlich-sozialen Wiener Bürgermeisters Richard Weiskirchner in den Städtischen Sammlungen (heute: Wienbibliothek und Wien Museum) angelegt wurde, um die "Große Zeit" des imperialen Aufbruchs zu dokumentieren. Weiskirchner selbst bestückte diese Sammlung mit ihm gewidmeten Publikationen und an ihn ergangenen Briefen sowie mit Objekten, die er im Zuge von Reisen an die Front sammelte. Weiters wurden alle Magistratsabteilungen per Dekret dazu aufgefordert, sämtliche Plakate aufzuheben, und die Städtischen Sammlungen zweigten bei den zahlreichen Charity-Aktionen, durch die die Stadt mit Unmengen an Bildpostkarten, Kokarden, Lesezeichen, Vivatbändern, Medaillen, Verschlussmarken und Kunsthandwerk überschwemmt wurde, stets Exemplare für sich ab. Sie arbeiteten auch mit Gerichten und der Zensur zusammen, um an Bücher aus dem feindlichen Ausland zu kommen. Zu den Beständen der Sammlung zählen auch Lebensmittelmarken, Fläschchen mit Ersatzmitteln sowie konserviertes "Kriegsbrot". Die Objekte aus dieser Kriegssammlung werden in der Ausstellung mit der Lebensrealität der Kriegsjahre konfrontiert. 
Nähere Infos hier.

BUCHPRÄSENTATION & AUSSTELLUNSERÖFFNUNG
IM EPIZENTRUM DES ZUSAMMENBRUCHS.
WIEN IM ERSTEN WELTKRIEG

14. November 2013, 18.30 Uhr
Wappensaal des Rathauses
1010 Wien, Rathaus
Eingang Felderstraße, Feststiege 1
Buchpräsentation
Begrüßung
Karl Fischer, Verein für Geschichte der Stadt Wien
Grußworte
Andreas Mailath-Pokorny, Stadtrat für Kultur und Wissenschaft
Zum Buch
Alfred Pfoser, Wienbibliothek
Andreas Weigl, Wiener Stadt-und Landesarchiv

Kriegslieder von Benatzky, Lehár, Stolz und Ziehrer
Karin Wagner, Klavier
Csongor Szantó, Gesang
Karl Kraus-Texte aus der »Fackel«
Franz Schuh

Ausstellungseröffnung
Foyer und Ausstellungskabinett der Wienbibliothek
Rathaus, Stiege 6, 1. Stock
Eröffnung und Erstbesichtigung der Ausstellung
Alfred Pfoser, Kurator
»Wohin der Krieg führt. Wien im Ersten Weltkrieg 1914-1918«

Anschließend Brot und Wein

Detaillierte Informationen hier.
Einlass: 18.30 Uhr, freie Platzwahl, Plätze sind beschränkt! 




Montag, 4. November 2013

TERMINSACHE NR. 47: Chaos und materielle Kultur



Am 22. November 2013 findet an der Universität Oldenburg eine Tagung zum Thema "Chaos und materielle Kultur" statt (organisiert von NachwuchswissenschaftlerInnen des Instituts für materielle Kultur).


Ankündigungstext:

Das Phänomen "Chaos" wird auf der Tagung "Chaos und materielle Kultur" interdisziplinär auf die Frage hin untersucht, welche Bedeutung es als Quelle für Handlungsimpulse hat. Chaos und Zerfallsprozesse werden in den Naturwissenschaften intensiv untersucht. Sie sind aber ebenso von Interesse für die Geisteswissenschaften. Ein Ausgangspunkt der Materielle-Kultur-Forschung ist dabei, dass 'Chaos' die unberechenbare Umwelt sein kann, in der Objekte Halt geben. Man geht dabei davon aus, dass es gerade die Dinge sind, über die sich die Menschen die Welt symbolisch aneignen und die sie in ihrem Alltag verankern. Doch auch die Dingwelt ist von begrenzter Beständigkeit. Menschen sind daher - auch unbewusst - immer damit beschäftigt, (materielle) Ordnungen wieder herzustellen, um Bedeutungen zu erhalten. Dies geschieht durch alltägliche Ordnungshandlungen, Pflege, Restauration und ritualisierte Handlungen. Auf dieser Tagung wird das Konzept erweitert und 'Chaos' außerdem als mögliche Zustandsgröße materieller Kultur gesehen, die einen Aufforderungscharakter hat und Menschen zur handelnden Tätigkeit veranlasst. Zu diesem Zweck werden ExpertInnen verschiedener Fachrichtungen das Phänomen "Chaos" aus ihrem Blickwinkel beleuchten und an diesem Fokuspunkt die Forschung zusammenbringen.

Nähere Infos und Programm hier


Freitag, 1. November 2013

ANSICHTSSACHE NR. 42: Geisterfotografie



Happy Halloween!Spooky fact: SFMOMA’s collection includes a large body of work by Dr. William J. Pierce, an early photographer who attempted to capture spirits on film. See for yourself!Image: Dr. William J. Pierce, “Spirit Photographs” (1903); Collection SFMOMA



Passt zu Halloween und zu Allerheiligen / Allerseelen: 1903 aufgenommene "Spirit Photographs" von Dr. William W. Pierce aus der Sammlung des SFMOMA  (San Francisco Museum of Modern Art). Auf der Website des Museums gibt es noch zahlreiche weitere Beispiele dieser in der Frühzeit der Fotografie recht beliebten "Geisterfotos" zu sehen.