"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Mittwoch, 23. März 2016

TERMINSACHE NR. 109: Alltag sammeln (CFP)



Call for papers:

Alltag sammeln. Perspektiven und Potentiale volkskundlicher Sammlungsbestände
Tagung der volkskundlichen Landesstellen der dgv
Termin: 13. - 14. Oktober 2016
Ort: LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Bonn

Ankündigungstext:

Wie sammelt man Alltag? Nicht erst aktuelle Ausstellungskonzepte zur
Repräsentation gegenwärtiger Alltagskultur im Museum stellen
Kulturwissenschaftler vor die Herausforderung der einleitenden Frage.
Materialien jeglicher Art zu unterschiedlichsten Themen historischer wie
rezenter Alltagskultur lagern in Museen, Universitäten, bei privaten
Sammlern und in den so genannten volkskundlichen Landesstellen. Obwohl
im Arbeitsalltag die intensive Auseinandersetzung mit diesen Sammlungen
oft zu kurz kommt, ist das Bewusstsein in den Einrichtungen, hier
„Schätze der Alltagskultur" zu bewahren, groß. Diese Schätze sind
heterogen und oft wenig erschlossen. Für die volkskundlichen
Landesstellen sind es vor allem Fotografien, Umfragematerial zu
Bräuchen und Festen, Archivkästen gefüllt mit Liedern und Geschichten
sowie Tagebücher und Briefe, die Ausschnitte des Lebens einzelner
Personen aufzeigen. Museen bewahren in ihren „volkskundlichen
Sammlungen" von regionaler Kleidung und Möbeln, Arbeitsgeräten bis hin
zu ganzen Werkstatteinrichtungen umfangreiches Material der Alltags- und
Popularkultur auf. Diese Bestände sollen auf ihr Potential zum
Verständnis historischer wie gegenwärtiger Alltagskulturen befragt und
untersucht werden. Dabei soll es um Aspekte des Sammelns ebenso gehen
wie um Fragen der musealen wie archivalischen Repräsentation sowie um
den Umgang mit heterogenen Sammlungsbeständen und ihre Sicherung.
Als Tagung der Gruppe der volkskundlichen Landesstellen in der Deutschen
Gesellschaft für Volkskunde (dgv) soll ein Schwerpunkt auf die hier
vorliegenden Sammlungen gesetzt werden, wobei ausdrücklich Projekte und
Überlegungen zur (disziplinären wie interdisziplinären) Vernetzung
der unterschiedlichen kulturwissenschaftlichen Forschungsinstitutionen
(Museen, Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen)
zur Präsentation und Diskussion eingeladen sind.

Erbeten werden Vortragsvorschläge zu folgenden möglichen Aspekten des
Themas:

ZUR ENTSTEHUNG EINER SAMMLUNG ZUR ALLTAGSKULTUR / SAMMLUNGSGENESEN
Akteure im Kontext des Sammelns (Sammler, Erben, Mitarbeiter),
Institutionen und ihre Sammlungsgeschichte(n) (bitte hier keine
deskriptive Institutionengeschichte)

ALLTAGS-SAMMLUNGEN
Was verstanden und verstehen Sammler und sammelnde Institutionen unter
Alltagskultur? welche Materialien und Immaterialien wurden wie und warum
aufbewahrt? Wie lässt sich der Paradigmenwechsel
volkskundlich-kulturanthropologisch/ethnologischer Forschung (von
„traditioneller Volks"- zur Alltagskultur) in Sammlungen
nachvollziehen? Mit welchen neuen Perspektiven lassen sich „alte"
Sammlungsbestände sinnvoll befragen und/oder vermitteln?

IMMATERIELLES UND MATERIELLES
Bräuche, Rituale, Wissensbestände, Glaubensvorstellungen - die
volkskundlichen Landesstellen haben in ihrer Geschichte einen
Schwerpunkt in die Dokumentation und Erforschung immaterieller
Kulturelemente gelegt; manchmal im Gegensatz und oftmals ergänzend zu
den Materialitäten der volkskundlichen Museen. Mit welchen Mitteln
wurde und wird das Immaterielle materialisiert? (hier ließe sich auch
über die Materialität von Archiven nachdenken, z. B. Zettelkästen,
Archivmappen etc.). Wie wurde und wird Materielles und Immaterielles
verbunden, welche Netzwerke gab und gibt es zwischen Museen und
außermusealen Sammlern und Sammlungen? Welche Perspektiven bieten sich
durch eine solche Vernetzung?

KULTURELLES ERBE: AUFBEWAHREN, WEITERGEBEN, ANALOG UND DIGITAL
Sammlungsbestände der Alltagskultur gehören zum kulturellen Erbe, zum
materiellen wie zum immateriellen. Wie können sich sammelnde und
forschende Institutionen wie die volkskundlichen Landesstellen in den
aktuellen Diskurs um das kulturelle Erbe einbringen, wie diesen Diskurs
als Perspektive nutzen, die eigene Sammlung „in Wert zu setzten"? In
diese Diskussion kann auch die Frage der Digitalisierung und
Online-Zugänglichkeit volkskundlicher Sammlungen gehören - welche
Konzepte und Netzwerke tragen aktuelle und in Planung befindliche
Digitalisierungsprojekte?

AUFRÄUMEN!?
Das Durchsehen von Sammlungen, ihre Reflexion und neue Perspektivierung
führt zu neuen Ordnungskategorien, zu Umstrukturierungen und
Priorisierungen. Dieser Prozess führt auch dazu, auszusortieren, zu
ent-sammeln. Wie gehen Einrichtungen mit heterogenen und oft zufällig
entstandenen Sammlungsbeständen mit dieser Aufgabe um, sich zu trennen,
traditionell „immer Dagewesenes" auszusondern und neue
Sammlungsschwerpunkte zu erschließen?

Wir bitten für die Ausgestaltung dieser Tagung um Zusendung von
Abstracts für Vorträge von 30 Min. Länge. Das Abstract sollte maximal
3.500 Zeichen umfassen sowie ein kurzes cv enthalten. Bitte senden Sie
das Abstract bis zum 30.03.2016 an: Dr. Katrin Bauer, katrin.bauer@lvr.de
LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
Es ist geplant, die Vorträge zu publizieren.



Samstag, 19. März 2016

FOTOSACHE NR. 64: Reformkleidung



Archiv Susanne Breuss


Heute in meiner Fotoglosse im Extra der Wiener Zeitung: Eine Aufnahme aus dem Jahr 1897 - sie zeigt ein Display in einer Berliner Ausstellung über Reformkleidung (also Kleidung, die nach gesundheitlichen Gesichtspunkten gestaltet war). Laut Medienberichten rümpften einige Damen - an die sich die Ausstellung hauptsächlich richtete - zunächst die Nase, da die ausgestellten Kleidungsstücke nicht so recht dem herrschenden Modegeschmack entsprachen. Nach dem Ausstellungsbesuch scheinen aber viele von der Bequemlichkeit dieser neuartigen Kleider begeistert gewesen zu sein, denn vielfach war zu hören: "Ich reformiere mich jetzt auch".    



Freitag, 18. März 2016

ANSICHTSSACHE NR. 87: Dumme Gans?



Im Martinsjahr 2016 zeigt das Burgenländische Landesmuseum in Eisenstadt noch bis 27. November 2016 eine Ausstellung mit dem kecken Titel "Dumme Gans? Eine Kulturgeschichte im Federkleid". Das Fragezeichen weist dabei den Weg: Neben einer Rehabilitierung der sprachlich verunglimpften Tiere geht es vor allem um die besondere Bedeutung der Gans für das Burgenland. Stichworte: Martinigansl, Federnschleißen, Gänselieseln, Wildgänse...
Nähere Infos hier.


Freitag, 4. März 2016

TERMINSACHE NR. 108: Frauen-Sachen - Spezialführung zum Internationalen Frauentag in der Dauerausstellung des Wien Museums



Am Dienstag, den 8. März 2016, biete ich anlässlich des Internationalen Frauentags eine Spezialführung durch die Dauerausstellung des Wien Museums an:
Unter dem Titel "Frauen-Sachen" wird die ständige Präsentation des Museums "quergelesen", im Fokus steht dabei das Alltagsleben von Frauen. Dieses ist zwar kein explizites Thema der Ausstellung, dennoch liefern die Exponate zahlreiche Anknüpfungspunkte für eine Spurensuche. Behandelt wird der Zeitraum vom späten 18. Jahrhundert bis in die 1920er Jahre, thematisch geht es um die Lebensbereiche Körper und Kleidung, Geburt und Mutterschaft, Arbeit, Freizeit und Konsum. Emanzipationsbestrebungen gab es nicht nur auf der politischen Ebene, sondern auch im Hinblick auf verschiedene alltägliche Lebensbereiche. Außerdem wird der Frage nachgegangen, inwiefern Dinge ein Geschlecht haben, manche etwa als "weiblich" gelten.

Dienstag, 8. März 2016, 16 Uhr
Wien Museum Karlsplatz
nähere Infos hier 
  

Donnerstag, 3. März 2016

TERMINSACHE NR. 107: Wie Bilder Dokumente wurden



Am Mittwoch, den 16. März 2016, wird im Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien folgendes Buch präsentiert (inkl. Gespräch zum Thema):

Renate Wöhrer (Hg.): Wie Bilder Dokumente wurden. Zur Genealogie dokumentarischer Darstellungspraktiken. Berlin (Kulturverlag Kadmos) 2016.

Nähere Infos zur Veranstaltung hier.
Nähere Infos zum Buch hier.

Aus dem Ankündigungstext:
Die Bezeichnung „dokumentarisch“ für bestimmte visuelle Darstellungsformen erscheint uns heute selbstverständlich, sie ist aber erst seit den späten 1920er Jahren in Gebrauch. Schon zuvor wurden Bilder produziert, die aus gegenwärtiger Perspektive "dokumentarisch" genannt werden, ihre Zeitgenossen verwendeten den Begriff jedoch nicht. Dieser Band geht der Frage nach, wie es zu der Etablierung der Kategorie des Dokumentarischen für Bilder kam. Welche Traditionen und Brüche, welche Praktiken, Denkfiguren und Politiken haben zu dieser Kategorie geführt und sich folglich in sie eingelagert?