"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Dienstag, 22. April 2014

SCHREIBSACHE NR. 3: CfA der Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur



Die Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur sucht für die kommende Ausgabe Beiträge zum Thema "Re-Visionen des Museums? Praktiken der Sichtbarmachung im Feld des Politischen". Nähere Infos hier.  


Aus dem Ankündigungstext:

Im Mittelpunkt der kommenden Ausgabe der FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur stehen Folgen und Effekte der feministischen Kritik, der Gender-, Queer- und postkolonialer Theorie auf die museale Praxis. Museen gelten als Kultur legitimierende Institutionen sowie Speicher des kulturellen und kollektiven Gedächtnisses. Das hier bewahrte und sichtbar gemachte Wissen scheint mit Wahrheit und Authentizität verknüpft zu sein. Die Aufnahme in die museale Sammlung und Inszenierung verspricht die Partizipation an einer produktiven Macht. In Folge dessen ist das museale Display ein umkämpfter Ort von Sichtbarkeiten und Repräsentationen von materiellem und objektivem, im Sinne von (ver-)objektiviertem und somit gesichertem Wissen.

Sichtbarkeit ist ein zentraler Aspekt politischer Präsentation, weil Gesehen-Werden eng mit „Anerkennung“ verbunden ist. So ist die Zielsetzung vieler marginalisierter politischer Gruppen bereits die Sichtbarwerdung im Feld der hegemonialen Repräsentation. Mithin hat die feministische Forschung bereits seit den 1970er Jahre auf Ausschlüsse und Lücken in den großen Erzählungen der Museen verwiesen und die institutionelle Ordnung in Frage gestellt. Sichtbarwerdung bedeutet indessen keineswegs das Ende der Ideologie. Vielmehr lassen sich museale Praktiken nicht ohne normative Zuweisungen denken. So werden trotz oder auch gerade durch die Visualisierung Subjekte negativ oder positiv konnotiert qua Geschlecht, Hautfarbe, Alter oder sexueller Orientierung usw., da diese Kategorien mit bestimmten Zuschreibungen verknüpft sind und über ein gesellschaftlich anerkanntes Bildrepertoire wirken. Es greifen machtvolle visuelle Effekte, die nicht zuletzt Angebote der Identifikation bereitstellen und so gesellschaftspolitisch wirken. Bedeutsam ist deshalb die Art und Weise der Repräsentation, die das Sichtbargemachte mit Bedeutung belegt. Es geht demnach nicht um die wertfreie Sichtbarmachung, die auf den ersten Blick die Teilhabe an Macht und Ressourcen verspricht, sondern um das Wie des Sichtbar-Seins und Sichtbar Werdens.



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