Noch einmal der Zeppelin, einige Jahre später wie die wunderbare Zeppelin-Handtasche aus dem Historischen Museum Frankfurt, Schauplatz ist dieses Mal Wien:
Am 12. Juli 1931 kam das Luftschiff "LZ 127 Graf Zeppelin" auf Besuch und sorgte damit für ein medial ausgiebig gewürdigtes Großereignis. Bereits im Vorfeld wurde über einen "Aufmarsch der Zuschauerarmeen" spekuliert und die Zeitungen und der Rundfunk brachten alle möglichen Tipps und Hinweise zur persönlichen Planung des Tages. Die Popularität der Zeppelin-Luftschiffe war enorm, sie faszinierten breite Bevölkerungsschichten. Kein Wunder also, dass auch zahlreiche Wienerinnen und Wiener auf den Beinen waren, um den Zeppelin auf dem Asperner Flughafen aus der Nähe zu erleben.
Bereits im Jahr nach seiner Eröffnung war der 1912 gegründete und 1977 geschlossene Flughafen Aspern Schauplatz der Zeppelin-Begeisterung gewesen, als das Luftschiff "Sachsen" mit seinem Erbauer Zeppelin persönlich an Bord vor einer riesigen Menschenmenge landete. Das bis dahin größte Nachfolgemodell "LZ 127 Graf Zeppelin", das bis heute als das erfolgreichste Luftschiff aller Zeiten gilt, konnte man in Wien erstmals im Mai 1929 bestaunen. Allerdings nur von unten, da es damals nicht landete. Der ausgedehntere Besuch des "LZ 127" im Juli 1931 war als Dank für die österreichische Beteiligung an einer Sammelaktion zur Finanzierung seines Baus gedacht. Das Gefährt - von manchen als "Riesenzigarre" bezeichnet - wurde 1928 fertig gestellt und hatte die beachtlichen Ausmaße von 236,6 Metern Länge und 30,5 Metern Durchmesser. Ausgestattet war es unter anderem mit Tages- und Schlafräumen, Toiletten und Waschräumen sowie einer elektrischen Küche. Berühmt wurde es vor allem durch seine Fernreisen, zu denen die Weltumrundung von 1929 zählte oder die kurz nach dem Wien-Besuch 1931 gestartete Forschungsfahrt in die Arktis.
Der Zeppelin-Besuch in Wien wurde als Massenspektakel mit politischer Schlagseite inszeniert, die Berichterstattung der Medien besaß zum Teil eine ausgeprägt deutsch-nationale Diktion, gespickt mit Anschluss-Phantasien. Das Ereignis war natürlich auch bestens zur Geschäftemacherei geeignet. Neben den Fahr- und Parkplatzkosten fielen Eintritts- und Verpflegungskosten an, was sich angesichts der damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse viele gar nicht leisten konnten. Für den Normalbürger völlig unerschwinglich war ein Rundflug mit dem Zeppelin, der mindestens 700 Schilling kostete. Verpflegungsmöglichkeiten gab es vor Ort an 25 Buschenschenken und im Flughafenrestaurant, das 30.000 Flaschen Bier, 30.000 Liter Fassbier und 20.000 Kracherln sowie zwei Zentner Gulaschfleisch und 2000 Kilogramm Wurstwaren bereit hielt.
Mehr zum Wiener "Zeppelin-Sonntag" von 1931 gibt es hier:
Susanne Breuss: Riesenzigarre
über Wien. Der Besuch des Luftschiffes „LZ 127 Graf Zeppelin“ vor 75 Jahren war
ein Massenspektakel und Medienereignis, in: Wiener Zeitung Extra, 8.7.2006, S.
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