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"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.
Dienstag, 24. Dezember 2013
Montag, 23. Dezember 2013
WERTSACHE NR. 2: Ganz normale Schulhefte
Schulheft von Erwin Schrödinger, Quelle |
Es ist schon eine Weile her, dass hier die erste "Wertsache" gepostet wurde - doch nun ist Nr. 2 fällig. Anlass: die Blogparade "Dinge, die aus unserem Alltag verschwinden" (# dailyvanish), zu der "der Museumsheld" Sebastian Hartmann auf seinem Blog zu Museum & Social Web aufgerufen hat. Hier mein persönliches #dailyvanish:
Natürlich achtet man als kritischer und historisch wie theoretisch reflektierter Museumsmensch darauf, keinen vulgären nostalgischen Anwandlungen zu erliegen... Doch manchmal passiert es doch, dass man Dinge nicht nur als materielle Zeugen der Vergangenheit im Museum bewahrt wissen will, sondern auch im eigenen Leben gerne noch länger um sich hätte. Zu diesen Dingen zählen für mich die "ganz normalen" Schulhefte, mit denen ich aufgewachsen bin. Derzeit gibt es zwar noch Schulhefte (wie lange wohl noch?), aber die sind in der Regel so hässlich (finde ich zumindest) und mit so viel pastelligem oder schreiend buntem Schnickschnack bedruckt, dass ich sie nicht haben und verwenden will. Ja, auch der Schule längst entkommen, habe/hätte ich Bedarf an solchen unspektakulären und preiswerten Heften. Meine ungeniert rückwärts gewandte Sehnsucht gilt den grauen, blauen und orangen Heften meiner Kindheit und Jugend (vor meiner Zeit waren sie oft schwarz - auch das wäre mir sehr genehm), die nichts als ein Beschriftungsetikett auf ihrem Umschlag hatten und in ihrer ästhetischen Bescheidenheit die ideale Grundlage für das Beschreiben, Bemalen, Bekritzeln, Bekleben etc. abgaben. Will man heute etwas vom Design her ähnlich Zurückhaltendes erwerben, bieten sich - soweit ich das überblicke - nur völlig überteuerte Lifestyleprodukte an. Aber ich möchte nicht überlegen, ob ich so ein teures Heft für diese oder jene Notiz überhaupt verschwenden "darf" (zumal es ja auch einigen Aufwand bereitet, so ein Heft überhaupt zu finden und zu besorgen). Die leider bereits verschwundenen einfachen und billigen Hefte (die es noch dazu praktisch überall gab) erhoben nicht den Anspruch, etwas Besonderes zu sein und waren einfach zum Benützen und Verbrauchen da.
Sonntag, 22. Dezember 2013
DRUCKSACHE NR. 30: Gottfried Pirhofer über die Mariahilfer Straße in Wien
Noch einmal die Mariahilfer Straße: der Wohnbau- und Stadtforscher Gottfried Pirhofer hat vor kurzem im Sonderzahl Verlag das Buch "Maria Hilf! Eine Straße geht ihren Weg" veröffentlicht (mit einem Vorwort von Friedrich Achleitner und Fotografien von Johannes Faber) - Beobachtungen und Reflexionen über eine der wichtigsten Wiener Straßen, und: eine Polemik gegen die "Fuzo Mahü".
Freitag, 20. Dezember 2013
FOTOSACHE NR. 24: Weihnachtseinkauf vor 100 Jahren
Das letzte Einkaufswochenende vor Weihnachten steht bevor... Auch wenn viele denken, dass der vorweihnachtliche Konsumrausch ein Phänomen der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart ist - ganz so neu ist es nicht mehr. Bereits vor 100 Jahren überboten sich die Geschäfte und Warenhäuser gegenseitig mit speziellen Angeboten, üppigen saisonalen Dekorationen und ausgedehnten Öffnungszeiten. Ein Hotspot war schon damals die Wiener Mariahilfer Straße. In meiner Fotoglosse im Extra der Wiener Zeitung geht es morgen um dieses Thema - am Beispiel des Warenhauses Herzmansky und einer Reklamepostkarte mit einer fotografischen Abbildung obiger "grossartiger, sehenswerter Weihnachts-Dekoration".
Dienstag, 17. Dezember 2013
TERMINSACHE NR. 54: Verrückt, verrutscht, versetzt
Vom 7. bis 8. Februar 2014 findet in Hamburg im Warburg-Haus eine von der Isa Lohmann-Siems Stiftung veranstaltete Tagung mit dem schönen Titel "Verrückt, verrutscht, versetzt. Zur Verschiebung von Gegenständen, Körpern und Orten" statt. Auf der Tagesordnung stehen Vorträge zu Themen wie materialisierte Erinnerung, versetzte Heilige, verrückte Körper, Organtransplantationen oder verrutschte Gewänder.
Ankündigungstext:
Als alltagskulturelle Technik spielt das Verschieben ebenso eine Rolle wie als Strategie und Motiv der Künste. Die Verschiebung von Gegenständen, Körpern und Orten ist ein Prozess, der sich ununterbrochen vollzieht. Auch wenn er nicht unbedingt mit einer Störung der Ordnung einhergeht, sondern sich unauffällig ereignet, kann durch ihn Aufmerksamkeit erzeugt und Sinn konstituiert werden sowie eine eigene Ästhetik entstehen.
Im Zentrum der Tagung stehen Themen, die sich mit der Praxis des - bewussten oder unbewussten - Verrückens, Verrutschens und Verschiebens
beschäftigen. Es geht um Dinge, die nicht mehr an dem Platz sind, dem sie (vermeintlich) originär entstammen oder dem sie zugewiesen worden sind. Manchmal sind sie nur ein klein wenig verrutscht, manchmal an eine gänzlich andere Stelle gerückt. Dadurch kann sich ihre Bedeutung ,verschieben', aber auch die Bedeutung des verlassenen oder neu eingenommenen Ortes oder Raumes wandeln. Was passiert vor, während und nach Verschiebungen? Lassen sich Prinzipien beobachten und wo liegen mögliche Grenzen? Was sind die kulturanalytischen Potentiale in der Auseinandersetzung mit Phänomenen der Verschiebung?
Nähere Infos und Programm hier.
Montag, 16. Dezember 2013
FUNDSACHE NR. 40: Kurz vor Weihnachten...
...sieht es in den Wiener Weinbergen heuer so aus: Sonnenschein, blühende Sträucher und österlich anmutende Deko-Hasen!
Sonntag, 15. Dezember 2013
Donnerstag, 12. Dezember 2013
FORSCHUNGSSACHE NR. 8: Materialisierung von Kultur
Der 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde war dem Thema "Materialisierung von Kultur. Diskurse Dinge Praktiken" gewidmet - jetzt gibt es auf hsozkult einen Tagungsbericht dazu.
Mittwoch, 11. Dezember 2013
ANSICHTSSACHE NR. 46: Maschinendrusch
Objekt des Monats Dezember 2013 aus den Sammlungen der Universität Wien ist eine Fotografie auf einem Archivblatt aus dem Institut für Europäische Ethnologie. Besonders freut mich, dass es sich um eine Karteikarte handelt, die von Helmut P. Fielhauer angelegt wurde, denn sein kritisches und erneuertes Verständnis von Volkskunde / Europäischer Ethnologie (wozu u. a. die damals keineswegs selbstverständliche Beschäftigung mit Alltagsphänomenen, proletarischer Kultur, Stadtleben oder sozialer Ungleichheit zählte) war der Grund, wieso ich dieses Fach studiert habe.
Photographie "Maschinendrusch"
Auf beschriftetem Karteiblatt fixierte s/w-Photographie
Maße: 9 x 14 cm (Karteiblatt 21 x 29 cm)
Nachlass Fielhauer
Aus der Sammlung des Instituts für Europäische Ethnologie
Die deutschsprachige Volkskunde/Europäische Ethnologie hat sich lange Zeit vorwiegend mit agrarwirtschaftlich geprägter „Volkskultur“ vormodernen Zuschnitts beschäftigt und dabei vor allem die festlich begangenen Zäsuren des Jahres- und Lebenslaufs beachtet. Vergleichsweise spät berücksichtigt wurden dagegen die alltäglichen Arbeitsverhältnisse, wie sie unter jeweils zeitbedingt unterschiedlichen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Vorzeichen gestanden sind.
Die hier aus dem Nachlass von Univ. Prof. Helmut Fielhauer (1937–1987) gezogene Karteikarte bzw. Photographie dokumentiert diese auch im Wiener Institut in den frühen 1970er Jahren einsetzende Erweiterung der Erkenntnisinteressen des Faches. Fielhauer hatte sich über viele Jahre mit der Gutshofwirtschaft im nordöstlichen Niederösterreich während der Zwischenkriegszeit beschäftigt. Dabei galt seine Aufmerksamkeit zum einen der spezifischen hierarchischen Organisationsform der Gutshöfe und der Rolle dieser landwirtschaftlichen Großbetriebe im sozio-ökonomischen Strukturwandel der Landwirtschaft, zum andern aber auch den Arbeits- und Lebensumständen der in dieser Wirtschaftsform tätigen Landarbeiterschaft, vor allem den aus der Gegend östlich der March stammenden slowakischen Saisonarbeitern. Die Photographie zeigt eine Drescherpartie Mitte der 1920er Jahre, die nach beendetem Drusch neben und zum Teil auf der Dreschmaschine posiert – ein häufiges und beliebtes Sujet damaliger regionaler Berufsphotographie, wie die seinerzeitige (durch die Adressierung auf der Rückseite ersichtliche) Verwendung des Gruppenbildes als Grußkarte verdeutlicht. Das Bild erinnert an eine frühe Phase der Maschinisierung der Landwirtschaft, zugleich aber auch daran, dass auch von technischen Innovationen geprägte Arbeitweisen bestimmte Formen gemeinschaftlicher ritueller Überhöhungen des Alltags zulassen, allgemeiner gesagt: dass Tradition und Moderne einander nicht ausschließen.
Das hier gezeigte Objekt steht exemplarisch für all die bildlichen und schriftlichen Dokumentationen und Aufzeichnungen, die in den Forschungsnachlässen ehemaliger Institutsangehöriger nicht nur fachgeschichtlich interessante Zeugnisse früherer Forschungsinteressen oder Erhebungsmodalitäten, sondern durchaus auch Materialien für konkret-aktuelle weiterführende Fragen bereitstellen.
Text und Foto: Herbert Nikitsch
Dienstag, 10. Dezember 2013
TERMINSACHE NR. 53: Das Evidenz-Bild - Nationalsozialismus in Österreich
Vortrag:
Ingo Zechner: Das Evidenz-Bild: Nationalsozialismus in Österreich
16.12.2013 , 18:00 Uhr
IFK, Wien
Ankündigungstext:
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: das verspätete Eintreffen motorisierter Vortrupps der Wehrmacht auf der Wiener Ringstraße, nachdem die NS-Machtergreifung längst stattgefunden hat; das improvisierte Straßenschild „Adolf Hitler Platz“ in einem Wiener Vorort; die Abschaffung des Gummiknüppels der uniformierten Polizei, gefolgt von der Ausrüstung paramilitärischer Verbände mit Gewehren und Bajonetten. Der Zweideutigkeit seines Namens zum Trotz ist das Evidenz-Bild kein Beweis-Bild, sondern allenfalls Ausgangs- und Endpunkt einer diskursiven Beweisführung. Seine Evidenz ist die einer vermeintlich unmittelbaren Einsicht. Das Evidenz-Bild ist jedoch eingebettet in Bilder, die nicht zu uns sprechen, von denen man nicht oder nicht unmittelbar weiß, wer und was in bzw. auf ihnen zu sehen ist, wo und wann sich das Geschehen abspielt. Das Zukunftsfonds-Forschungsprojekt „Ephemere Filme: Nationalsozialismus in Österreich“ hat sich zum Ziel gesetzt, diese Bilder gleichsam zum Sprechen zu bringen und das Evidenz-Bild daraufhin zu untersuchen, ob es tatsächlich zeigt, was wir zu sehen glauben. Zu diesem Zweck wurde eine Technologie entwickelt, die erstmals eine präzise synchrone Annotation von kinematografischen Bildern ermöglicht.
Donnerstag, 5. Dezember 2013
Mittwoch, 4. Dezember 2013
DRUCKSACHE NR. 29: Geschichte der Dinge aus Papier
Bereits vor zwei Jahren erschienen, jetzt für hsozkult rezensiert von Swen Steinberg:
Schmidt-Bachem, Heinz: Aus Papier. Eine Kultur- und
Wirtschaftsgeschichte der Papier verarbeitenden Industrie in Deutschland
[50 schw.-w. Abb.]. Berlin: de Gruyter 2011. ISBN 978-3-11-023607-1; 984
S.; EUR 159,95.
Dem Rezensenten ist Recht zu geben in seiner Kritik daran, dass der umfangreiche (und entsprechend schwere) Band oft lückenhaft und sprunghaft in der Darstellung ist (was nicht zuletzt der Quellenlage geschuldet ist) und manchmal eher wie eine Materialsammlung zum Thema wirkt. Dennoch ist das Werk speziell auch für all jene sehr nützlich, die sich mit eher "abgelegeneren" Papierthemen beschäftigen, da man zumindest Anhaltspunkte für die weitere Recherche finden kann - zumal ja viele alltägliche Papierdinge bisher kaum historisch gewürdigt bzw. aufgearbeitet worden sind.
Dienstag, 3. Dezember 2013
DRUCKSACHE NR. 28: Kulturgeschichte der österreichischen Küche
Peter Peter, der bereits eine "Kulturgeschichte der deutschen Küche" sowie eine "Kulturgeschichte der italienischen Küche" vorgelegt hat, widmet sich in seinem neuen Buch der "Kulturgeschichte der österreichischen Küche" (erschienen 2013 im C.H.Beck Verlag, München).
Österreich als eine "Großmacht kulinarischer Kultur", in der das Kulinarische ein wichtiges Alltagsthema ist - von dieser Feststellung aus entwickelt der Autor ein Panorama der österreichischen Ess- und Trinkkultur, das mit der frühen keltischen Besiedelung beginnt und in der Gegenwart endet. Neben der Wiener Küche kommt auch jene der Bundesländer in den Blick, regionale Spezialitäten werden ebenso behandelt wie international bekannte Speisen (Wiener Schnitzel, Sachertorte etc.). Den einzelnen Kapiteln sind jeweils exemplarische Rezepte beigegeben (vom Althallstädter Ritschert bis zur Grammeltorte von Manfred Buchinger). Ein Literaturverzeichnis und ein Begriffsverzeichnis der österreichischen Küchensprache runden den Band ab. Die Berücksichtigung der Alltagsperspektive manifestiert sich nicht zuletzt in den zahlreichen Abbildungen: Fotos von Armenküchen und Hamsterern finden sich ebenso wie solche von Würstelständen, Beiseln oder Frauen in Küchenschürzen.
Montag, 2. Dezember 2013
RECHERCHESACHE NR. 2: Suche nach Baukeramik der Wiener Firma Brüder Schwadron - Ausstellungsprojekt
In der Zeit von 1899 bis 1938 hat die jüdische Firma Brüder Schwadron in Wien (angesiedelt zunächst in der Wollzeile, dann am Franz-Josefs-Kai) viele Zinshäuser und auch öffentliche Gebäude wie beispielsweise das Dianabad und das Amalienbad mit baukeramischen Arbeiten ausgestattet und dabei mit zahlreichen namhaften Architekten und Künstlern zusammen gearbeitet. 1938 wurde das Unternehmen arisiert.
Ein partizipatives Ausstellungsprojekt von Tina Zickler (Idee und Konzept) und Lisa Rastl (Fotografie) soll nun die Geschichte der Firma Schwadron aufarbeiten und präsentieren. Teil der Ausstellung wird auch eine interaktive Raumskulptur sein: Bereits im Vorfeld der Ausstellung sind die Wienerinnen und Wiener ausdrücklich zur Partizipation aufgefordert, d.h. Fotos ihres persönlichen Umfelds, das Spuren des Schwadron'schen Wirkens zeigt, per E-Mail einzureichen. Nähere Informationen dazu hier.
Die von den Brüdern Schwadron gestalteten Fußböden und Wandverkleidungen in Hauseingängen und Stiegenhäusern sind häufig mit Signaturleisten versehen und daher relativ leicht zu identifizieren - Bildbeispiele finden sich auf der Website des Projekts.
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