"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Montag, 23. Dezember 2013

WERTSACHE NR. 2: Ganz normale Schulhefte


Schulheft von Erwin Schrödinger, Quelle



Es ist schon eine Weile her, dass hier die erste "Wertsache" gepostet wurde - doch nun ist Nr. 2 fällig. Anlass: die Blogparade "Dinge, die aus unserem Alltag verschwinden" (# dailyvanish), zu der "der Museumsheld" Sebastian Hartmann auf seinem Blog zu Museum & Social Web aufgerufen hat. Hier mein persönliches #dailyvanish:

Natürlich achtet man als kritischer und historisch wie theoretisch reflektierter Museumsmensch darauf, keinen vulgären nostalgischen Anwandlungen zu erliegen... Doch manchmal passiert es doch, dass man Dinge nicht nur als materielle Zeugen der Vergangenheit im Museum bewahrt wissen will, sondern auch im eigenen Leben gerne noch länger um sich hätte. Zu diesen Dingen zählen für mich die "ganz normalen" Schulhefte, mit denen ich aufgewachsen bin. Derzeit gibt es zwar noch Schulhefte (wie lange wohl noch?), aber die sind in der Regel so hässlich (finde ich zumindest) und mit so viel pastelligem oder schreiend buntem Schnickschnack bedruckt, dass ich sie nicht haben und verwenden will. Ja, auch der Schule längst entkommen, habe/hätte ich Bedarf an solchen unspektakulären und preiswerten Heften. Meine ungeniert rückwärts gewandte Sehnsucht gilt den grauen, blauen und orangen Heften meiner Kindheit und Jugend (vor meiner Zeit waren sie oft schwarz - auch das wäre mir sehr genehm), die nichts als ein Beschriftungsetikett auf ihrem Umschlag hatten und in ihrer ästhetischen Bescheidenheit die ideale Grundlage für das Beschreiben, Bemalen, Bekritzeln, Bekleben etc. abgaben. Will man heute etwas vom Design her ähnlich Zurückhaltendes erwerben, bieten sich - soweit ich das überblicke - nur völlig überteuerte Lifestyleprodukte an. Aber ich möchte nicht überlegen, ob ich so ein teures Heft für diese oder jene Notiz überhaupt verschwenden "darf" (zumal es ja auch einigen Aufwand bereitet, so ein Heft überhaupt zu finden und zu besorgen). Die leider bereits verschwundenen einfachen und billigen Hefte (die es noch dazu praktisch überall gab) erhoben nicht den Anspruch, etwas Besonderes zu sein und waren einfach zum Benützen und Verbrauchen da.  



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