Werbeanzeige (Ausschnitt), 1960 |
Seit September 2012 sendet Ö1 im Rahmen von Leporello die von Wolfgang Popp in Zusammenarbeit mit
dem Wien Museum und dem Technischen Museum Wien gestaltete Jahres-Serie
„Zum Greifen nah. Gegenstände erzählen Geschichte“, in der ausgewählte Alltagsdinge
aus den Sammlungen der beiden Museen porträtiert werden.
Am 18. März 2013 begab sich die Sendung in das Jahr 1962 und
beschäftigte sich mit einem kombinierten Barschrank und Sekretär aus der SW-Möbelserie (Interview mit mir).
Im Dezember 1950 wurde im Wiener Messepalast zum ersten Mal die Ausstellung "Die Frau und ihre Wohnung" gezeigt, hervorgegangen war sie aus einer Initiative der SPÖ-Frauenbewegung. Präsentiert wurden funktionale, schlichte und dennoch formschöne Möbel sowie moderne Haushaltsgeräte. Die Mustermöbel stammten von Architekten wie Franz Schuster oder Roland Rainer. Die Ausstellung war ein großer Erfolg und so wurde sie in beständig erneuerter Form über Jahre hinweg weitergeführt. Außerdem entstand daraus die Idee, solche Möbel in Serie herzustellen, um sie breiten Bevölkerungsschichten zu erschwinglichen Preisen anbieten zu können.
Die Nachkriegsjahre waren durch einen Mangel an Wohnraum und Hausrat gekennzeichnet, vieles war im Krieg zerstört worden. Die schnell aufgebauten neuen Wohnungen waren meist sehr knapp bemessen und boten keinen Platz mehr für jene massigen Möbel, die die Wohnkultur der vorangegangenen Jahrzehnte so stark geprägt hatten. Eine Modernisierung des Wohnens und des Haushaltens erschien auch im Hinblick auf die Situation der mehrfach belasteten Frauen dringend notwendig.
So kam es 1952 zu einem Zusammenschluss der Kammer für Arbeiter und Angestellte, der Kammer der gewerblichen Wirtschaft, der Gemeinde Wien und des Österreichischen Gewerkschaftsbundes mit dem Ziel, die Aktion "Soziale Wohnkultur" (SW) ins Leben zu rufen und ein umfassendes modernes Möbelprogramm zu realisieren. Um die Kosten zu senken, sollten die Möbel seriell gefertigt und als Aufbauprogramm angeboten werden: Die einzelnen, aufeinander abgestimmten Möbelstücke sollte man sich auch nach und nach anschaffen können. Hilfe bei der Finanzierung bot überdies eine Kreditaktion. Auch der Handel begnügte sich mit einem geringeren Zuschlag als üblich und so konnten die SW-Möbel in der Anfangszeit um ca. ein Viertel billiger erworben werden als andere Möbel vergleichbarer Qualität. Die SW-Aktion war zunächst auf Wien beschränkt, sie wurde aber bald auch auf andere Bundesländer ausgedehnt.
In eigenen Schauräumen konnte man die Möbel besichtigen und sich beraten lassen. Gezeigt wurden sie außerdem auf Messen und in Musterwohnungen in Gemeinde- und Genossenschaftsbauten. Die Aktion besaß eine große Breitenwirkung und prägte die österreichische Wohnkultur der 1950er und 1960er Jahre wesentlich mit. Darüber hinaus kann die Aktion "Soziale Wohnkultur" als ein Beitrag zum österreichischen Wiederaufbau und einer damit intendierten gesamtgesellschaftlichen Modernisierung gesehen werden. Im Hinblick auf das Geschlechterverhältnis änderte sich allerdings nicht viel: Zwar war es erklärtes Ziel der Aktion, die Belastung der Frau durch die Hausarbeit mit Hilfe praktischer Möbel und moderner Haushaltsgeräte zu erleichtern, doch an der grundsätzlichen Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau wurde - entsprechend der restaurativen Geschlechterpolitik der Nachkriegsjahrzehnte - nicht gerüttelt, die Frau war nach wie vor für Haushalt und Wohnung zuständig.
Der in der Sendung porträtierte Barschrank aus den Sammlungen des Wien Museums ist insofern ein typisches SW-Möbel, als er mehrere Funktionen in sich vereint: Der untere Teil dient der Aufbewahrung kleinerer Gegenstände, in der oberen Hälfte gibt es eine Barabteilung mit Platz für Getränkeflaschen und einer Halterung zur hängenden Aufbewahrung von Gläsern. Daneben befindet sich der Sekretärteil mit Fächern für Post und Schreibunterlagen, ergänzt wird er durch die Klappfront, die geöffnet als Schreibtischplatte fungiert. Solche multifunktionellen und platzsparenden Möbel waren aufgrund der oft beengten Wohnverhältnisse sehr beliebt, die SW-Programme boten auch Ausziehtische, Schlafcouchen und ähnliches mehr an.
So kam es 1952 zu einem Zusammenschluss der Kammer für Arbeiter und Angestellte, der Kammer der gewerblichen Wirtschaft, der Gemeinde Wien und des Österreichischen Gewerkschaftsbundes mit dem Ziel, die Aktion "Soziale Wohnkultur" (SW) ins Leben zu rufen und ein umfassendes modernes Möbelprogramm zu realisieren. Um die Kosten zu senken, sollten die Möbel seriell gefertigt und als Aufbauprogramm angeboten werden: Die einzelnen, aufeinander abgestimmten Möbelstücke sollte man sich auch nach und nach anschaffen können. Hilfe bei der Finanzierung bot überdies eine Kreditaktion. Auch der Handel begnügte sich mit einem geringeren Zuschlag als üblich und so konnten die SW-Möbel in der Anfangszeit um ca. ein Viertel billiger erworben werden als andere Möbel vergleichbarer Qualität. Die SW-Aktion war zunächst auf Wien beschränkt, sie wurde aber bald auch auf andere Bundesländer ausgedehnt.
In eigenen Schauräumen konnte man die Möbel besichtigen und sich beraten lassen. Gezeigt wurden sie außerdem auf Messen und in Musterwohnungen in Gemeinde- und Genossenschaftsbauten. Die Aktion besaß eine große Breitenwirkung und prägte die österreichische Wohnkultur der 1950er und 1960er Jahre wesentlich mit. Darüber hinaus kann die Aktion "Soziale Wohnkultur" als ein Beitrag zum österreichischen Wiederaufbau und einer damit intendierten gesamtgesellschaftlichen Modernisierung gesehen werden. Im Hinblick auf das Geschlechterverhältnis änderte sich allerdings nicht viel: Zwar war es erklärtes Ziel der Aktion, die Belastung der Frau durch die Hausarbeit mit Hilfe praktischer Möbel und moderner Haushaltsgeräte zu erleichtern, doch an der grundsätzlichen Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau wurde - entsprechend der restaurativen Geschlechterpolitik der Nachkriegsjahrzehnte - nicht gerüttelt, die Frau war nach wie vor für Haushalt und Wohnung zuständig.
Der in der Sendung porträtierte Barschrank aus den Sammlungen des Wien Museums ist insofern ein typisches SW-Möbel, als er mehrere Funktionen in sich vereint: Der untere Teil dient der Aufbewahrung kleinerer Gegenstände, in der oberen Hälfte gibt es eine Barabteilung mit Platz für Getränkeflaschen und einer Halterung zur hängenden Aufbewahrung von Gläsern. Daneben befindet sich der Sekretärteil mit Fächern für Post und Schreibunterlagen, ergänzt wird er durch die Klappfront, die geöffnet als Schreibtischplatte fungiert. Solche multifunktionellen und platzsparenden Möbel waren aufgrund der oft beengten Wohnverhältnisse sehr beliebt, die SW-Programme boten auch Ausziehtische, Schlafcouchen und ähnliches mehr an.
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