"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Freitag, 5. April 2013

TERMINSACHE NR. 27: Migration und Ernährung




Tagung: 

Kulinarische "Heimat" und "Fremde". Migration und Ernährung im 19. und 20. Jahrhundert 

Internationale Tagung des Instituts für Geschichte des ländlichen Raumes (IGLR) in Verbindung mit dem NÖ Landesarchiv (NÖLA) und dem Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück 


Konzeption: Lars Amenda, Ernst Langthaler
 

24. - 25. Mai 2013
St. Pölten, NÖ Landhaus, Ostarrichisaal 



Ankündigungstext:

Migration und Ernährung zählen nicht zu den traditionsreichsten Themen der Geschichtswissenschaft; sie wurden erst in letzter Zeit im Zuge sozial- und kulturwissenschaftlicher Blickerweiterungen als relevante Forschungsfelder erschlossen. Die Migrationsgeschichte hat die Ernährung als ein wichtiges Interaktionsfeld zwischen MigrantInnen und Aufnahmegesellschaft ausgemacht. Die Ernährungsgeschichte hat an zahlreichen Fallbeispielen gezeigt, wie menschliche Nahrungsweisen und die ihnen zugeschriebenen Bedeutungen direkt mit Migrationen zusammenhängen. Kurz, Ernährung und Migration sind eng verflochtene Phänomene.

Migrationshistorische Perspektive: Essen bildete im Migrationsprozess eine Form von cultural baggage, die eine identitäts- und differenzstiftende Wirkung entfalten konnte. Ernährung führte den MigrantInnen nicht nur lebensnotwendige Nährstoffe zu, sondern diente auch als Zeichen des Eigenen und Fremden – gemäß dem Diktum We Are What We Eat (Donna C. Gabaccia). Im (nicht selten spielerischen) Umgang mit Essen als bedeutungstragendem Symbol verorteten sich verschiedene Generationen von MigrantInnen in einer kulinarischen „Heimat“, die wie alle kulturellen Phänomene zumeist sehr fluide war.

Ernährungshistorische Perspektive: Die europäischen Ernährungskulturen nicht nur der Eliten, sondern auch der Bevölkerung insgesamt stehen seit dem 19. Jahrhundert vermehrt in großräumigen, internationalen bis globalen Austauschbeziehungen. Vor allem die westlichen Wohlstandsgesellschaften orientierten sich seit den 1950er Jahren an der „Verfeinerung“ des Essens (Michael Wildt); da eine zunehmende Zahl von Menschen im Urlaub ins Ausland fuhr, galt „internationale“ Küche vor allem in den Großstädten als modisch. Italienische, chinesische und andere GastronomInnen profitierten von diesem Hunger nach Internationalität im Besonderen, Distinktion im Allgemeinen – und passten die Gerichte ihrer Herkunftsländer dem Geschmack der europäischen Kundschaft an.

Die Tagung Kulinarische "Heimat" und "Fremde“ widmet sich den historischen Wechselbeziehungen zwischen Migration und Ernährung. Sie sucht die Perspektiven von MigrantInnen und „Einheimischen“ dabei gleichermaßen einzubeziehen.



Nähere Informationen und Programm

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