"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Dienstag, 20. November 2012

DRUCKSACHE NR. 3: Anke te Heesen - "Theorien des Museums"






Museen sind Speicher- und Präsentationsorte von materiellen Sachzeugen – ihre seit Jahren anhaltende Konjunktur schlägt sich inzwischen auch in einer verstärkten wissenschaftlichen Aufmerksamkeit dieser Institution gegenüber nieder.

Eine kompakte Einführung zu Theorien des Museums legt nun Anke te Heesen, Professorin für Wissenschaftsgeschichte am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin, vor. Museumsbegriffe werden ebenso erörtert wie die wichtigsten theoretischen Annäherungen an das Phänomen Museum vor dem Hintergrund der historischen Etappen der Sammlungs- und Museumsgeschichte seit der Renaissance.
Anke te Heesen geht es dabei nicht um eine Erklärung des Museums aus dem Geist der Museologie oder der Museumswissenschaft, sie will keine Praxisfragen beantworten und keine Anleitungen geben. Ihr Interesse richtet sich vielmehr auf die sich historisch wandelnden theoretischen Konzepte des Museums. 


Geleitet werden ihre Ausführungen von der zentralen These, dass das Museum und die Ausstellung zwei verschiedene Präsentationsweisen sind, die erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zusammen gefunden haben. Dass es sich dabei um keine neue Erkenntnis handelt, ist klar. Dennoch macht es Sinn, diese Unterscheidung konsequent in den Fokus der historischen Betrachtung zu bringen, denn sie kann keineswegs als allgemein bekannt bzw. reflektiert vorausgesetzt werden.Ebenso verdienstvoll ist der Verzicht darauf, das Kunstmuseum als gleichsam kanonisch gewordene Museumsgattung ins Zentrum der Betrachtung zu stellen, sondern statt dessen stets die Vielzahl unterschiedlicher Museumsgattungen im Auge zu behalten.

Hervorzuheben ist weiters, dass sich ein eigenes Kapitel auch mit Kritik am Museum beschäftigt. Zur Sprache kommen hier etwa Friedrich Nietzsches Überlegungen zum antiquarischen Geschichtsverständnis, das sich in einer „Sammelwuth“ äußere, die dazu führe, dass das Vergangene wie eine „bunte Jagdbeute“ in den Museen ausgestellt liege und durch die Überfülle an Geschichte, Details und Objekten den Betrachter zum Müßiggänger und reinen Zuschauer mache.
Abgerundet wird der Nutzwert dieser Einführung durch eine knapp gehaltene kommentierte Auswahlbibliografie und eine umfangreichere Literaturliste.


Anke te Heesen: Theorien des Museums zur Einführung. Hamburg 2012 (Junius Verlag, 219 Seiten, € 15,40,-).
 

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