"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Sonntag, 4. November 2012

DRUCKSACHE NR. 1: Orhan Pamuk - Die Unschuld der Dinge






Der türkische Schriftsteller und Nobelpreisträger Orhan Pamuk hat nun den Museumskatalog zu seinem 2008 erschienen Roman „Das Museum der Unschuld“ vorgelegt. Interessant ist dieser im Carl Hanser Verlag erschienene und reich illustrierte Band mit dem Titel „Die Unschuld der Dinge. Das Museum der Unschuld in Istanbul“ auch für jene, die den Roman, in dem Alltagsdinge eine zentrale Rolle spielen, (noch) nicht gelesen haben. 

Pamuk schildert darin ausführlich, wie er vor drei Jahrzehnten die erste Idee zu Roman und Museum hatte und wie sich sein ungewöhnliches Projekt – nämlich die gleichzeitige und eng miteinander verknüpfte Schaffung sowohl eines Romans als auch einer Museumssammlung mit jenen Dingen, die im Roman vorkommen – im Lauf der Jahre entwickelte und schließlich im Frühling 2012, vier Jahre nach dem Erscheinen des Buches, auch das Museum eröffnet werden konnte. In ihm sind, in der Reihenfolge der Kapitel, die Objekte aus dem Roman zu besichtigen: teils gesammelt, teils extra angefertigt, reicht die Bandbreite vom gelben Schuh und der Jenny-Colon-Tasche aus dem zweiten Kapitel über Sammelbildchen von Fußballern und Filmschönheiten aus Kaugummipackungen bis hin zu einem Holzlineal oder Porzellanhunden und Zigarettenkippen.

Zitate:
„Die Macht der Dinge liegt in den Erinnerungen, die sie aufbewahren, und auch im Unsteten unserer Phantasie und unseres Gedächtnisses.“ (S. 206)  

„Am meisten aber faszinierte mich, wie Gegenstände, sobald sie ihrem bisherigen Bereich – Küche, Schlafzimmer – entnommen und nebeneinander ausgestellt waren, eine neue Beziehung zueinander eingingen. Ein merkwürdiges altes Foto, ein Flaschenöffner, ein Bild von einem Schiff, eine Kaffeetasse und eine Ansichtskarte gewannen als Ensemble eine neue Bedeutung, und wenn die Zusammenstellung nur sorgfältig genug geschah, so waren die Gegenstände im Museum bedeutungsvoller, als sie es im Leben je gewesen waren.“ (S. 51f)

„Die Zukunft der Museen liegt in unseren Wohnungen und Häusern.“ (S. 57)

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