"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Donnerstag, 20. Dezember 2012

ANSICHTSSACHE NR. 6: Rock Christmas

Foto: Christa Knott © Österreichisches Museum für Volkskunde


Das Österreichische Museum für Volkskunde zeigt derzeit die Sonderausstellung „Weihnachten – noch Fragen?“ (bis 3. Februar 2013).
Infos hier

Kathrin Pallestrang, eine der drei Kuratorinnen der Ausstellung, hat für diesen Blog ein Exponat ausgewählt, das sehr typisch ist für die Weihnachtskultur der letzten Jahrzehnte: Eine Musik-CD von Polystar aus dem Jahr 2000 mit dem Titel „The Very Best of Rock Christmas“.
Hier schildert sie die Bedeutung und historische Entwicklung von Weihnachtsliedern:

„Wichtig für die Wertschätzung einzelner Weihnachtslieder sind Erinnerungen – meist aus der Kindheit. Bei den jüngeren Generationen sind es häufig die Weihnachtsliedklassiker aus Rock und Pop, die als typisch weihnachtlich empfunden werden. 1984 kamen gleich zwei Weihnachtslieder erstmals in die Charts, die das Weihnachtsgefühl der damaligen Teenager prägten: Band Aid mit ‚Do they know it’s Christmas Time’ und Wham! mit ‚Last Christmas’.
Die ersten Weihnachtslieder, die gesungen wurden, waren allerdings lateinische Hymnen, die das Weihnachtsevangelium zum Inhalt hatten und sich Gottes Herrlichkeit und dem Erlösergedanken widmeten. So wie sich das Weihnachtsfest von einem kirchlichen zu einem familiären und schließlich zu einem säkularen öffentlichen Fest wandelte, so wurden die Weihnachtslieder den Veränderungen angepasst.
Ausgehend von Klöstern entwickelte sich bereits im Mittelalter das „Kindlwiegen“ in den Kirchen mit einem lieblichen Liedtypus, der sich dem Kind in der Krippe widmete. Ab dem 16. Jahrhundert entstanden häufig im Dialekt gesungene Hirtenlieder und Weisen für verschiedene Umzugsbräuche. Im 19. Jahrhundert dominierte die Hausmusik mit Liedern, die vom Feiern und der Festgestaltung handeln. Tonträger, Radio und Fernsehen prägten, ebenso wie englischsprachige Weihnachtslieder das 20. Jahrhundert. In unserer pluralistischen Gesellschaft lässt es sich aus einem vielfältigen Angebot je nach individuellem Bedürfnis wählen.“

Katalog zur Ausstellung:
Nora Witzmann/Dagmar Butterweck/Kathrin Pallestrang: Weihnachten - noch Fragen? (= Kataloge des Österreichischen Museums für Volkskunde, Band 97). Wien 2012 (Österreichisches Museum für Volkskunde, 63 Seiten, 19 Euro).

Link:
Kathrin Pallestrang auf der Website des Österreichischen Museums für Volkskunde

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