© Archiv Susanne Breuss |
„Was für ein bildsames Material ist doch der Schnee! Er ballt sich zu Geschossen, er dient dem künstlerischen Treiben der lustigen Jugend, wird Hügel und Festung, Thor und Haus.“
Szenen wie jene auf dieser Fotografie hatte Michael
Haberlandt, einer der Gründer des Österreichischen Museums für Volkskunde wohl
vor Augen, als er in einem 1900 erschienenen Aufsatz über Freud und Leid des
Schnees nachdachte.
Gar so jugendlich ist diese Partie zwar nicht mehr, lustig
und ausgelassen wirkt sie aber allemal – eine wohl unvermeidliche
Begleiterscheinung, wenn man aus dem „bildsamen“ Schnee Geschosse formt und
sich gegenseitig damit bewirft, egal in welchem Lebensalter man sich gerade
befindet.
Vielleicht spielt auch der Zeitpunkt der Aufnahme – Jänner
1940 – eine Rolle: Da es für die Abgebildeten angesichts des wenige Monate
zuvor ausgebrochenen Krieges vermutlich nicht allzu viel Anlass zu Übermut gab,
war so eine harmlose Schneeballschlacht mitten in der Stadt sicher eine willkommene
Gelegenheit, sich trotz der damals herrschenden eisigen Temperaturen für einen
Moment unbeschwert am Leben zu erfreuen.
Text:
Die vollständige Fassung dieses Textes erschien als:
Susanne Breuss: Welch bildsames Material! (= Fotoglosse schwarz & weiß). In: Wiener Zeitung Extra, 22./23. Dezember 2012, S. 43.
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