"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Sonntag, 16. Dezember 2012

FOTOSACHE NR. 2: Schmeckender Wurm-Hof


© Archiv Susanne Breuss

Ein schmaler, von Geschäftsportalen und Auslagen gesäumter Durchgang, in den gleißendes Sonnenlicht fällt, ohne ihn vollständig dem Schatten zu entreißen: Schauplatz dieser Aufnahme aus der Zeit um 1960 ist die Wiener Innenstadt. Es handelt sich um den so genannten Schmeckenden Wurm-Hof, ein Durchhaus zwischen Lugeck und Wollzeile.
Der rätselhafte Name geht auf eine alte Sage zurück, nach der einst im Keller des ursprünglich hier stehenden Gebäudes ein lindwurmartiges Ungeheuer entdeckt worden sein soll, das einen bestialischen Gestank verströmte. Von da an wurde das Haus Schmeckender Wurm-Hof genannt – dem damaligen Sprachgebrauch entsprechend war mit „Schmecken“ Riechen, in diesem Fall also Stinken gemeint.

Text:
Die vollständige Fassung dieses Textes erschien als:
Susanne Breuss: Wo der Lindwurm hauste (= Fotoglosse schwarz & weiß). In: Wiener Zeitung Extra, 15./16. Dezember 2012, S. 43.

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