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Susanne Breuss
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Noch einmal das Thema Schaufenster zur Faschingszeit: Dieses mal die Auslage eines Schuhgeschäfts in Wien-Hernals, fotografisch dokumentiert im Jahr 1939, wie das Schild im Fenster verrät.
Während um 1900 in den Schaufenstern vielfach Spektakel und Illusion regierten, galten in der Zwischenkriegszeit neue Grundsätze für die Auslagengestaltung: Propagiert wurden nun Fenster, die sich auf die Produkte selbst konzentrierten und ihre Funktion und Herkunft aus dem industriellen Fertigungsprozess reflektierten - serielle Anordnungen von identischen oder miteinander in Beziehung stehenden Objekten, Arrangements in einfachen geometrischen Mustern.
Ob jener Schuhhändler aus Hernals, dessen Geschäftsauslage das hier abgebildete Foto zeigt, sich bewusst mit dieser neuen Schaufensterästhetik auseinandergesetzt hat, wissen wir nicht. Vielleicht hat er auch einfach nur imitiert, was zunehmende Verbreitung fand, oder kostenbewusst kalkuliert. Die Präsentation der Schuhe folgte jedenfalls weit mehr den neuen Konzepten, als den Bedürfnissen früherer Jahrzehnte nach üppigen Kulissen und Dekorationen. Beherzigt hat er auch den Rat, immer wieder neue, jahreszeitlich passende Akzente zu setzen: Mit einfachen Mitteln, einigen Papierschlangen und einem kleinen Plakat, wurde Faschingsstimmung in die Auslage gebracht.
Texte:
Susanne Breuss: Fasching im Schaufenster (= Fotoglosse schwarz & weiß). In: Wiener Zeitung Extra, 17.2.2007. S. 2.
Beim Thema Schuhe in den 1930er Jahren sei auch auf eine äußerst interessante und vielschichtige historische Studie verwiesen:
Anne Sudrow: Der Schuh im Nationalsozialismus. Eine Produktgeschichte im deutsch-britisch-amerikanischen Vergleich. Göttingen 2010 (Wallstein Verlag, 876 Seiten, 69,90,- Euro)
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