"Wir wurzeln alle im Alltage.
Seine Gewohnheiten machen für die
meisten schlechthin das Leben aus.
In diesem Alltag, den bloss der unbesonnene
Élegant des Geistes bespöttelt, liegt etwas
sehr Grosses ... liegt unsere Cultur."
Michael Haberlandt: Cultur im Alltag. Wien 1900.



Donnerstag, 24. Januar 2013

TERMINSACHE NR. 13: Anton Tantner über das Comptoir des Barometermachers


"Am 27. Februar 1771 veröffentlichte das 'Wienerische Diarium' eine einseitig bedruckte Annonce eines 'Kunst- und Realzeitungs-Comtoir' (sic!), das sich Am Hof, neben der von Josef Lorenz Edlem von Kurzböck eingerichteten Druckerei befand.
Die Einrichtung - sie wurde auch als 'Comptoir der Künste, Wissenschaften und Commerzien' bezeichnet - hatte allerlei anzubieten: Modelle von Bergwerksmaschinen, geometrische Instrumente, Waagen, Luftpumpen, Uhren, Barometer konnten dort erstanden werden, genauso wie Magnete, Lampen, Ventilatoren, Kupferstiche und Druckwerke musikalischen und landwirtschaftlichen Inhalts, darunter eine 'Lebensordnung für das Rindvieh'.
Gegründet worden war dieses merkwürdige Comptoir erst wenige Monate zuvor, im Herbst 1770, und zwar von einem Mann, dessen Lebensweg Ferdinand Raimund nicht besser erfinden hätte können: Es handelt sich um Jakob Franz Bianchi, 1732 am Comosee geboren, seines Zeichens Barometermacher, herumvagierender Elektrizitätsdarsteller und klassischer Projektant; er hielt sich seit Anfang der 1760er Jahre in Wien auf und gab Kurse in Experimentalphysik, die unter anderem von Karl Graf von Zinzendorf besucht wurden."
So beginnt ein Anfang des Jahres erschienener Artikel von Anton Tanter im Extra der Wiener Zeitung.
Näheres kann dort nachgelesen oder kommenden Mittwoch live bei einem Vortrag des Autors gehört werden:

Vortrag:
Anton Tantner: Adressbüros in Wien, 1760 - 1850 oder: Das Comptoir des Barometermachers
Mittwoch, 30. Jänner 2013, 18.30 - 20.00 Uhr
Universität Wien - Institut für Geschichte, HS 45
(im Rahmen der Reihe “Geschichte am Mittwoch/Geschichte im Dialog” des Instituts für Geschichte der Universität Wien / Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit)

Abstract:
Adressbüros waren Stätten der Informationsvermittlung, die den Zugriff auf die in der Unübersichtlichkeit der frühneuzeitlichen Städte verborgenen Ressourcen ermöglichen sollten und vorwiegend der Verkaufs-, Arbeits-, Immobilien- und Kapitalvermittlung dienten. In Wien wurde erstmals 1707 eine solche Einrichtung - das Frag- und Kundschaftsamt - gegründet; in Konkurrenz zu ihm wurden ab den 1760er Jahren Pläne für vergleichbare Einrichtungen ventiliert und manchmal auch realisiert. Im Zentrum des Vortrags soll vor allem der umtriebige Projektemacher Jakob Bianchi stehen, der 1770 das in Verbindung mit der Realzeitung stehende Comptoir der Künste, Wissenschaften und Commerzien initiierte.
 

Zur Person:
Anton Tantner ist Privatdozent für Neuere Geschichte an der Universität Wien, seine Habilitationsschrift beschäftigt sich mit Adressbüros im Europa der Frühen Neuzeit. Im WS 2012/13 ist er Research Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK). Mitglied der Redaktion der Frühneuzeit-Info und des Weblogportals de.hypotheses.org. Weblog: http://adresscomptoir.twoday.net; Twitter: @adresscomptoir; Homepage mit umfassendem Publikationsverzeichnis und "Galerie der Hausnummern": http://tantner.net

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